Ein ungeklärter Aufenthaltsstatus kann sich Experten zufolge negativ auf eine Psychotherapie bei Flüchtlingen auswirken. Die Unsicherheit über das Bleiberecht erschwere den Behandlungserfolg erheblich, teilte die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie am Mittwoch in Berlin mit. „Der Erfolg unserer Arbeit basiert auf größtmöglichem Vertrauen, Sicherheit und positiven Perspektiven für den Patienten. Fallen diese Anker weg, ist eine erfolgreiche Therapie aussichtslos“, sagte Yesim Erim, Expertin des Verbandes.
Fast ein Drittel der Flüchtlinge leidet den Angaben zufolge unter psychischen Belastungen wie Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Depression. Vielen von ihnen helfe eine Psychotherapie sehr gut bei der Verarbeitung schlimmer Erlebnisse sowie bei der Integration, betonte Erim, die die Abteilung für Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin am Universitätsklinikum Erlangen leitet.
Arbeit ineffektiv
Die Arbeit mit von Abschiebung bedrohten Flüchtlingen sei allerdings ineffektiv. So sei es ein Teil der Therapie, dem Patienten etwa mit dem Aufbau einer Tagesstruktur und darauf aufbauender Aktivitäten eine positive Einstellung nahezubringen. Gerate er wieder in seine alte Umgebung, sei die therapeutische Arbeit meist umsonst oder sogar schädlich.
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Gleichzeitig kritisierte der Verband einen mangelnden Handlungsspielraum bei der Arbeit mit Flüchtlingen. So hätten aktuelle Untersuchungen ergeben, dass nahezu 70 Prozent der professionellen und ehrenamtlichen Helfer unter den gesetzlichen Regulierungen litten. Neben der Verunsicherung durch den unklaren Aufenthaltsstatus gebe es beispielsweise Probleme bei der Wahl des Wohnortes oder der Zusammenführung von Familien. Um die Motivation der Helfer weiter zu fördern, müsse die Zeit der Unsicherheit für die Flüchtlinge und Helfern auf ein Minimum beschränkt werden, forderte Erim. (epd/mig)