In Bayern wird der islamische Unterricht ausgebaut. Was wie ein positiver Schritt hin zur Anerkennung von Muslimen klingt, zeigt in Wahrheit, dass es deutsche Politiker beim Thema Islam weiterhin mit dem Grundgesetz nicht so ernst nehmen. Von Fabian Goldmann
Das Angebot eines islamischen Religionsunterrichts stellt die Politik vor organisatorische und juristische Probleme. Baden-Württemberg erwägt jetzt die Gründung einer Stiftung, die den Unterricht tragen soll.
Nur fünf Prozent der gut 65.000 muslimischen Schüler in Niedersachsen nehmen am islamischen Religionsunterricht teil. Diese Quote will die Landesregierung anheben. Kultusminister Tonne wirbt um muslimische Lehrkräfte, das Fach unterrichten wollen.
Die Zahl musimischer Schüler, die islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen erhalten, ist auf 54.000 gestiegen. Die Zahl aller muslimischen Schüler an deutschen Schulen ist zehnmal so hoch.
Eine katholische Bekenntnisgrundschule darf die Aufnahme eines Schülers verweigern, wenn der nicht am katholischen Religionsunterricht und am Gottesdienst teilnehmen will. Das gilt auch dann, wenn die Schule staatlich ist. Das entschied das Bundesverfassungsgericht im Falle eines muslimischen Schülers.
Der türkische Islamverband Ditib ist der Aufforderung von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann nachgekommen und wird seine Mitgliedschaft im Beirat für den islamischen Religionsunterricht ruhen lassen. Der Koordinationsrat der Muslime kritisiert die Landesregierung in scharfem Ton.
NRW-Grünen sind gegen eine Anerkennung des türkischen Islamverbandes Ditib. An der Zusammenarbeit beim islamischen Religionsunterricht wolle man aber festhalten. Da müsse man differenzieren. Die Ditib habe ohnehin keinen Einfluss auf den Islamunterricht.
Zum neuen Schuljahr startet das Saarland einen Modellversuch zum islamischen Religionsunterricht. Baden-Württemberg weitet das Angebot aus und in Nordrhein-Westfalen nehmen bereits 13.500 Schüler am islamischen Religionsunterricht teil. Ein Streifzug über die Bundesländer.
Etwa 8.000 muslimische Schüler besuchen in Nordrhein-Westfalen den islamischen Religionsunterricht - von 320.000 Schülern muslimischen Glaubens. Schulministerin Löhrmann: Das Angebot muss noch deutlich ausgebaut werden.
Die Ausbildung von islamischen Religionslehrern soll in Baden-Württemberg gestärkt werden. Ministerpräsident Kretschmann fordert islamischen Religionsunterricht auf hohem Niveau. Dafür seien qualifizierter Lehrkräfte an den Hochschulen nötig.