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Bevölkerung in Deutschland (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

Studie

Migranten offener für religiöse und ethnische Vielfalt

Die Studie zeigt: Menschen mit Migrationserfahrung bewerten Vielfalt offener als andere. Doch sie erleben zugleich am häufigsten Diskriminierung und gesellschaftlichen Gegenwind.

Mittwoch, 10.12.2025, 11:58 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 10.12.2025, 11:58 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Menschen mit Migrationshintergrund akzeptieren in Deutschland religiöse und ethnische Vielfalt stärker als nicht zugewanderte Menschen. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Sonderauswertung des Vielfaltsbarometers 2025 der Robert Bosch Stiftung hervor. Grundlage sind repräsentative Daten von mehr als 4.700 Befragten ab 16 Jahren.

Demnach bewerten Menschen mit Migrationserfahrung religiöse Vielfalt mit 41 Punkten deutlich offener als Befragte ohne Einwanderungsgeschichte (31 Punkte). Auch ethnische Vielfalt findet bei Zuwanderern und ihren Nachkommen mehr Zustimmung (62 zu 54 Punkten). Dagegen zeigen sich Menschen ohne Migrationserfahrung bei sexueller Orientierung toleranter (72 zu 63 Punkten).

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Eigene Benachteiligung macht partiell sensibler

Raphaela Schweiger, Leiterin des Migrationsprogramms der Robert Bosch Stiftung, analysierte, wer selbst Benachteiligung erlebt habe, sei oft sensibler gegenüber ethnischen und religiösen Unterschieden, bei anderen Themen aber zurückhaltender.

Auffällig ist auch das Gefühl gesellschaftlicher Benachteiligung: Rund 40 Prozent aller Befragten fühlen sich als Bürger zweiter Klasse, unabhängig von der Herkunft. Unter Migranten sind es 41 Prozent. Besonders ausgeprägt ist dieses Empfinden in Ostdeutschland (48 Prozent). Zugleich geben drei Viertel der Menschen mit Migrationsgeschichte an, wegen ihres Aussehens, Akzents oder ihrer Kleidung Diskriminierung zu erfahren.

Die Studie zeigt zugleich, dass die Akzeptanz gesellschaftlicher Vielfalt insgesamt seit 2019 deutlich gesunken ist. Besonders stark verlor die Zustimmung zur ethnischen Herkunft als Diversitätsmerkmal, aber auch die Anerkennung religiöser Vielfalt ging zurück – ein gesellschaftlicher Gegenwind, der sich quer durch verschiedene Bevölkerungsgruppen zieht.

Verdeckte Form von Islamfeindlichkeit

Eine weitere zentrale Beobachtung der Studie: Religion ist die Vielfaltsdimension mit den niedrigsten Akzeptanzwerten. Während Christinnen und Christen oder Jüdinnen und Juden im persönlichen Umfeld deutlich eher akzeptiert werden, bleibt die Ablehnung gegenüber religiösen Musliminnen und Muslimen besonders hoch. Die Autorinnen und Autoren sehen darin einen Hinweis darauf, dass die verbreitete Skepsis gegenüber Religion vielfach eine verdeckte Form von Islamfeindlichkeit ist. Dieser Befund kontrastiert mit den Ergebnissen für Menschen mit Migrationserfahrung, die religiöser Vielfalt deutlich offener gegenüberstehen.

Die Studie verortet diese Haltung in einem gesamtgesellschaftlichen Spannungsfeld: Während religiöse Vielfalt in Deutschland real weiter zunimmt, bleibt die Akzeptanz hinter dieser Entwicklung zurück. Dies betreffe insbesondere Regionen und Milieus, in denen es nur wenige Berührungspunkte mit religiösen Minderheiten gebe.

Herkunftsregion beeinflusst Bewertung von Zuwanderung

Bei der Bewertung von Zuwanderung spielt der Studie zufolge auch die Herkunftsregion eine Rolle: Vier von fünf Befragten begrüßen Migration aus Nord- und Westeuropa. Deutlich kritischer sehen die Befragten Zuwanderung aus Osteuropa (45 Prozent Zustimmung), Südasien (41 Prozent), Afrika (36 Prozent) und dem Nahen Osten (weniger als ein Drittel). Breite Unterstützung gibt es für ausländische Studierende (75 Prozent), Kriegsflüchtlinge (72 Prozent) und Arbeitskräfte (71 Prozent).

Die Autoren der Studie sehen in den Ergebnissen ein deutliches Signal: Akzeptanz und gesellschaftlicher Zusammenhalt hingen stark von eigener Lebenslage und sozialem Umfeld ab. „Um Vorurteile abzubauen, braucht es gezielten Dialog, Bildung und konsequente Bekämpfung von Diskriminierung“, sagte Schweiger. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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