
Kleiner, schlechter, teurer
Studie belegt weit verbreiteten Rassismus auf dem Wohnungsmarkt
Der angespannte Wohnungsmarkt in Deutschland stellt die Menschen in unterschiedlichem Maße vor Probleme: Wer von Rassismus betroffen ist, hat es nochmal schwerer – ihre Wohnungen sind kleiner, schlechter und teurer. Das zeigt die neue Auswertung des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors.
Von Christina Neuhaus Montag, 08.12.2025, 14:38 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 08.12.2025, 14:38 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Schlechte Chancen auf dem Immobilienmarkt und prekäre Wohnverhältnisse: Wer von rassistischen Zuschreibungen betroffen ist, steht einer Studie zufolge beim Thema Wohnen vor besonderen Schwierigkeiten. Rassismus sei hier „kein Randphänomen“, heißt es in der am Montag vorgestellten Untersuchung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung. Das Forschungsteam hält ein Einschreiten der Politik auf verschiedenen Ebenen für nötig.
In die Studie floss die Befragung von rund 9.000 Menschen von August 2024 bis Januar 2025 ein. Außerdem wurden amtliche Daten ausgewertet und es wurde ein Experiment organisiert: Die Forscherinnen und Forscher verschickten Bewerbungen auf echte Wohnungsanzeigen und variierten dabei die Namen der angeblich Interessierten. Andere Faktoren, etwa das Einkommen, blieben gleich.
Kleinere Wohnungen, weniger Eigentum
„Menschen mit gleichen Voraussetzungen werden unterschiedlich behandelt – allein aufgrund rassistischer Markierung“, sagte der Hauptautor der Untersuchung, Tae Jun Kim, zu den Ergebnissen des Experiments. Insbesondere bei Namen, die im Nahen Osten oder Afrika verbreitet sind, gab es demnach seltener eine Rückmeldung auf die Wohnungsbewerbung und es wurde auch seltener zur Besichtigung eingeladen.
Zugleich gebe es „Hinweise auf rassistische Benachteiligung quer durch den Wohnkontext“, führte Kim aus. Rassistisch markierte Menschen leben der Untersuchung zufolge seltener in Wohneigentum, haben im Schnitt kleinere Wohnungen und wohnen öfter in Gegenden mit schlechter Luft und wenig Grün als Menschen, die nicht von rassistischen Zuschreibungen betroffen sind.
Sie berichteten auch häufiger von einer hohen Belastung durch ihre Wohnkosten. Ihre Verträge sahen zudem öfter Index- oder Staffelmieten vor, waren befristet oder die Betroffenen lebten zur Unter- oder Zwischenmiete.
Wunsch nach stärkerer Mietenregulierung
Ausgehend von den Befunden formuliert das Forschungsteam in der Studie eine ganze Reihe von Handlungsempfehlungen. Unter anderem müsse sozialer und gemeinnütziger Wohnraum systematisch ausgebaut werden. Auch eine stärkere Regulierung im Mietrecht sei nötig, etwa eine gesetzliche Begrenzung des Einsatzes von Index- und Staffelmieten.
Daneben sei eine Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) angeraten, damit Diskriminierung im Wohnkontext „rechtlich wirksam verfolgt“ werden könne. Dieser Forderung schloss sich die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, an.
Die am Montag vorgestellte Studie ist Teil des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors. Dieses langfristig angelegte Forschungsprojekt erhebt und analysiert im Auftrag der Bundesregierung Daten zur Situation von Menschen, die von rassistischen Zuschreibungen betroffen sind. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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