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Blaulicht (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

„Schweinetreff“

Bombendrohungen waren nicht „islamistisch“, sondern Spaß

Die Polizei gelingt ein Ermittlungserfolg im Fall Hunderter Bombendrohungen. Die Beschuldigten versetzen Menschen aus Freude in Angst und Schrecken. Um die Aufmerksamkeit zu verstärken, geben sie den Drohungen einen „islamistischen“ Anschein.

Von Dienstag, 25.11.2025, 11:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 25.11.2025, 11:22 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Polizei ermittelt gegen vier Beschuldigte wegen Hunderter Bombendrohungen im gesamten Bundesgebiet. Sie sollen als Teil einer überregional agierenden Tätergruppe für Mails mit Drohungen gegen Schulen, Bahnhöfe, Einkaufszentren und andere öffentliche Einrichtungen verantwortlich sein, teilten die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt mit. Bei Durchsuchungen am Dienstag seien zahlreiche elektronische Geräte und Speichermedien sichergestellt werden.

Von den Durchsuchungen betroffen waren die vier Tatverdächtigen, darunter zwei Jugendliche, aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen sowie ein jugendlicher Zeuge aus Sachsen-Anhalt. Die Gruppe habe sich rein virtuell zusammengeschlossen und in einer geschlossenen Messenger-Gruppe mit der Bezeichnung „Schweinetreff“ miteinander kommuniziert. Ihnen werde unter anderem die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

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Islamistischen Hintergrund vorgetäuscht

Ziel soll es gewesen sein, den öffentlichen Frieden zu stören, größtmögliche Polizeieinsätze und Verunsicherung in der Bevölkerung auszulösen. Die Täter hätten sich an der Reaktion der Sicherheitsbehörden sowie der damit verbundenen Aufmerksamkeit erfreuen wollen.

Mutmaßlich um die Aufmerksamkeit zu verstärken, hätten die Drohmails häufig auch einen islamistischen Bezug aufgewiesen. Eine religiös motivierte Motivation sei bei den Ermittlungen jedoch nicht belegt worden. Ob sie Tatverdächtigen durch die falsche Fährte politische Ziele verfolgten, beispielsweise islamfeindliche, ist bislang unklar.

Aus Studien ist bekannt, dass Medien über Bedrohungslagen öfter und intensiver berichten, wenn die vermeintliche Gefahr einen sogenannten „islamistischen“ Bezug hat. Dieses Medienverhalten haben die Tatverdächtigen im vorliegenden Fall offensichtlich für sich genutzt.

Hoher Sachschaden und psychologische Belastung

Die Ermittler wiesen beispielhaft auf einige größere Einsätze infolge der Drohungen hin. So sei im Mai 2024 ein Einkaufszentrum in Essen geräumt worden, im Oktober desselben Jahres das Funkhaus des MDR in Magdeburg und im Dezember eine Schule im hessischen Bad Hersfeld. Auch wenn bei den Drohungen niemand zu Schaden kam, sei durch die Evakuierungen ein immenser Sachschaden im hohen fünfstelligen Bereich entstanden, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Auch wenn sich Drohungen als Falschmeldung herausstellen, würden sie grundsätzlich ernst genommen, jeder Einzelfall werde geprüft.

Die Ermittler erklärten, dass sich Drohungen besonders in Schulen psychologisch belastend auf Schüler und Lehrkräfte auswirken. Auch bestehe die Gefahr, dass bei vielen eingehenden Drohungen jene untergehen, die eine wirkliche Gefahr darstellen. (epd/mig) Aktuell Panorama

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