Demonstration, Menschen, Palästina, Israel, Antisemitismus
Pro-Palästina-Demonstration in Berlin (Archiv)

Kritik an Art und Weise

Experte: Kriminalisierung junger Muslime in der Nahost-Debatte war falsch

Wer junge Muslime im Kontext des Nahost-Konflikts unter Generalverdacht stellt, drängt sie genau dorthin, wo Radikale warten. Experten erklären, was in Deutschland falsch läuft und was die Lösung ist.

Donnerstag, 27.11.2025, 11:13 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 27.11.2025, 11:13 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Sogenannte „Islamistische“ Einflüsterer haben es zuletzt in Deutschland besonders leicht gehabt, ihre Botschaft bei jungen Menschen zu platzieren. Zu diesem Ergebnis kommen Expertinnen des Verbunds Islamismusprävention und Demokratieförderung (KN:IX connect), der versucht, das Abgleiten von Jugendlichen in diese Szene zu verhindern und Aussteigern aus dem Milieu zu helfen.

Globale Krisen wie der Nahost-Konflikt wirkten dabei als Katalysator, sagt Jamuna Oehlmann, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus. Entscheidend sei aber auch, „wie diese Krisen hier verhandelt werden“.

___STEADY_PAYWALL___

Kritik an Art und Weise der Debatte

In Deutschland sei „der Diskursrahmen anders gewesen als in anderen Ländern“ – vergleichsweise sehr einseitig und pro israelisch; so sehr, dass Deutschland international stark unter Druck stand. Deshalb hätten sich Muslime und vor allem direkt vom Gazakrieg betroffene Menschen mit palästinensischen Wurzeln mit ihrer Perspektive oft nicht gesehen gefühlt. Das und die Art und Weise, wie in der Politik pauschal über Migration und Islamismus gesprochen werde, griffen islamistische Akteure geschickt auf und nutzten es für ihre Zwecke. Sie köderten die jungen Menschen dann mit der Botschaft „Nur wir verstehen Euch.“

Für die Behandlung komplexer Themen wie des Nahost-Konflikts im Unterricht brauche es Methodenkenntnisse und ausreichend Zeit, sagt Friederike Müller, die Erfahrungen unter anderem aus Gewalt- und Islamismuspräventionsprogrammen in Nordrhein-Westfalen mitbringt.

Salafisten nicht mehr so relevant

Viele Menschen palästinensischer Herkunft im Ruhrgebiet seien wegen ihrer Teilnahme an Demonstrationen kriminalisiert und als vermeintliche Antisemiten bezeichnet worden, obwohl sie nur ihrer Trauer und ihrem Wunsch nach einem Ende des Krieges hätten Ausdruck verleihen wollen. „Dass deren Not und deren Emotion gar keinen Raum finden“, sei bedenklich. Kritisch beurteilten die Expertinnen den aus ihrer Sicht besonders restriktiven Umgang mit dem Thema in Berliner Schulen.

Frühere salafistische Akteure hätten in sozialen Medien zuletzt an Reichweite eingebüßt, berichtet Elena Jung, Expertin für Extremismusprävention, insbesondere im digitalen Raum. Auf Tiktok seien nun jüngere „islamistische“ Influencer populärer, die sich stärker auf Formate fokussierten, die auf dieser Plattform gut funktionieren. (dpa/mig) Aktuell Gesellschaft

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)