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Syrerin feiert Unabhängigkeit Syriens © Yasin Akgül/AFP

Rückkehr-Debatte

Exil-Syrer fordern mehr Mitsprache

Ein Jahr nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien wird in Deutschland über die Rückkehr syrischer Staatsbürger debattiert – einseitig, ohne die Betroffenen. Rund eine Million Syrerinnen und Syrer leben aktuell hier. Die deutsch-syrische Gesellschaft fordert mehr Mitsprache.

Von Dienstag, 18.11.2025, 13:49 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 18.11.2025, 13:49 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In der Debatte über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge haben sich Vertreter der syrischen Communities in Deutschland für einen direkten Kontakt mit der Politik ausgesprochen. Die stellvertretende Vorsitzende des Dachverbands deutsch-syrischer Hilfsvereine, Nahla Osman, appellierte am Dienstag in Berlin bei einer Online-Pressekonferenz an die Innenminister von Bund und Ländern, mit den Diaspora-Vereinen direkt zu sprechen. Bislang werde zu wenig mit den Betroffenen gesprochen.

Mit Blick auf die von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) bislang abgelehnten Erkundungsreisen für Rückkehrwillige, sagte Osman, die Lage in Syrien lasse sich nicht einfach per Telefonat mit Verwandten vor Ort einschätzen. Die aktuelle Debatte in Deutschland habe zu Angst und Enttäuschung geführt. Dabei kritisierte die Rechtsanwältin auch jahrelange Bearbeitungszeiten von Einbürgerungsanträgen.

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Die Migrationsforscherin Karoline Popp sagte, die Rückkehr-Debatte stoße viele Exil-Syrer, die sich in den vergangenen zehn Jahren integriert hätten, vor den Kopf und sorge für Verunsicherung. Die Diaspora in Deutschland sei Brückenbauer für den Umbruch in Syrien. Wenn die Politik das Engagement zum Wiederaufbau unterstützen wolle, müsse sie Erkundungsreisen ermöglichen.

Sicherer Aufenthalt fördert Mobilität

Popp, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR), betonte, gerade ein sicherer Aufenthaltsstatus in Deutschland könne die Mobilität zwischen den Ländern fördern. Groben Schätzungen zufolge gebe es etwa 200 deutsch-syrische Vereinigungen in Deutschland. Sie sorgten für Integration in Deutschland und leisteten humanitäre und andere Hilfe in Syrien.

Majid Al-Bunni von der deutsch-syrischen Organisation Hiwarat erklärte mit Blick auf eine Umfrage Anfang des Jahres unter rund 320 Exil-Syrern, eine Mehrheit der Befragten halte eine Rückkehr für nicht sicher. Viele hätten den klaren Wunsch, sich langfristig in Deutschland eine Zukunft aufzubauen.

Integrationsleistung würdigen

Die Migrationsforscherin Nora Ragab ergänzte, die Rückkehr-Diskussion missachte die zehnjährige Integrationsleistung vieler Exil-Syrer. Eine Rückkehr könne einen erneuten Bruch in der Biografie bedeuten.

Laut Mediendienst Integration, der auch die Pressekonferenz organisiert hatte, hielten sich Ende September insgesamt rund 948.000 syrische Staatsangehörige in Deutschland auf. Nach Angaben des Ausländerzentralregisters seien dies rund drei Prozent weniger als Ende 2024. Zur Erklärung hieß es, der Rückgang sei bedingt durch Einbürgerungen nach Deutschland wie auch durch Rückkehrer nach Syrien.

Die meisten sind Schutzsuchende

Ende 2024 waren rund 713.000 syrische „Schutzsuchende“ in Deutschland registriert. Der Mediendienst Integration beruft sich dabei auf das Statistische Bundesamt. Schutzsuchend ist laut Definition ein Oberbegriff und sagt noch nichts über den Stand des Asylverfahrens aus. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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