
Bildungsstudie
Mehr Uni-Absolventen und zugleich mehr Menschen ohne Abschluss
Der Anteil der jungen Leute in Deutschland mit Uniabschluss wächst – zugleich steigt laut einer OECD-Studie aber auch die Quote der Geringqualifizierten. Die Bildungskarriere hängt weiterhin stark vom Elternhaus ab.
Dienstag, 09.09.2025, 15:34 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 09.09.2025, 15:34 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In Deutschland öffnet sich laut einer OECD-Analyse eine Schere zwischen hoch und gering qualifizierten jungen Erwachsenen. Von 2019 bis 2024 stieg der Anteil der Menschen zwischen 25 und 34 Jahren mit einem Hochschul-, Fachhochschul- oder Berufsakademieabschluss von 33 auf 40 Prozent, wie die am Dienstag vorgestellte Studie zeigt. Zugleich wuchs der Anteil derjenigen, die weder Fachhochschulreife noch Berufsausbildung hatten, von 13 auf 15 Prozent. Die OECD nannte die wachsende Kluft „besorgniserregend“. Die Studie belegt außerdem erneut, wie stark der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft abhängt.
Die Studie „Bildung auf einen Blick“ erscheint jedes Jahr und setzt wechselnde Schwerpunkte bei der Betrachtung der Lage in den Mitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die aktuelle Veröffentlichung beleuchtet vor allem den sogenannten tertiären Bildungsbereich, also Hochschulen, Fachhochschulen, Berufs- und Fachakademien sowie andere ähnliche Einrichtungen.
Große Kompetenzunterschiede in Deutschland
Zwischen den geringqualifizierten Erwachsenen und denen mit Tertiärabschluss gibt es demnach in Deutschland „unter allen teilnehmenden OECD-Ländern die größten Kompetenzdisparitäten“. Damit ist gemeint, dass Menschen mit Hochschulabschluss im Schnitt sehr viel besser lesen und alltägliche Mathematikaufgaben lösen können als Menschen ohne Fachhochschulreife oder Berufsausbildung. Insgesamt erreichen laut OECD 23 Prozent der Erwachsenen zwischen 25 und 64 in Deutschland höchstens die Lesekompetenzstufe 1. Menschen auf dieser Stufe können „nur sehr kurze Texte verstehen, die nur wenig ablenkende Informationen erhalten“.
Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesbildungsministerium, Mareike Wulf (CDU), betonte auf der Pressekonferenz in Berlin, das Ziel der Bundesregierung sei es, „Bildungserfolg für alle“ zu ermöglichen. „Jeder junge Mensch, der ohne Abschluss bleibt, ist ein Risiko.“ Das gelte sowohl für die Menschen selbst als auch „für die Leistungsfähigkeit unseres Landes insgesamt“, sagte Wulf.
Familie hat großen Einfluss auf Bildungserfolg
Wie bereits viele Untersuchungen zuvor belegt die OECD-Studie einen großen Einfluss des familiären Hintergrunds auf die Bildungschancen junger Menschen. Haben die Eltern weder die Fachhochschulreife noch eine Berufsausbildung, erreicht demnach nur ein Fünftel der jungen Erwachsenen einen Tertiärabschluss. Hat mindestens ein Elternteil selbst einen Hochschulabschluss, liegt die Quote bei drei Fünfteln.
Der Zusammenhang von Elternhaus und Bildungserfolg sei „die harte Nuss der Bildungspolitik“, sagte Wulf. Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) nannte die Situation „nicht akzeptabel“. Beide Politikerinnen betonten die Bedeutung der frühkindlichen Bildung und vor allem der frühen Sprachförderung, um das Problem zu bekämpfen. Dies sei der „Grundstein“, um Herkunft und Bildungserfolg zu entkoppeln, sagte Günther-Wünsch. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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