
Studie
Sozialer Abstieg begünstigt Hinwendung zu Rechtspopulisten
Daten aus fast zwei Jahrzehnten zeigt: Wer beruflich absteigt, wählt signifikant öfter Rechtspopulisten. Forschern zufolge spielt „Fremdenfeindlichkeit“ aber nur eine untergeordnete Rolle.
Sonntag, 17.08.2025, 11:39 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 17.08.2025, 11:48 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Einer Studie zufolge wählen Menschen, die beruflich schlechter dastehen als ihre Eltern, unabhängig vom Einkommen signifikant häufiger rechtspopulistische Parteien. Analysiert wurden dafür Daten von 89.000 Befragten aus elf westlichen Demokratien, darunter auch Deutschland, über einen Zeitraum von fast zwei Jahrzehnten, wie die Hertie School am Donnerstag in Berlin mitteilte. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte gemeinsam mit der University of British Columbia.
Laut Studienmitautor Mark Kayser von der Hertie School wählten zwölf Prozent der Menschen, die im Vergleich zu ihren Eltern erheblich weniger erfolgreich sind, eine rechtspopulistische Partei. Das seien mehr als doppelt so viele wie unter jenen, die aufgestiegen sind (4,6 Prozent). Allerdings hat beruflicher Aufstieg kaum Auswirkungen auf das Wahlverhalten hat. Das bedeutet: Statusverlust ist politisch weit wirksamer als Statusgewinn.
„Wer fällt, fühlt sich im Stich gelassen“
Die Untersuchung zeige zugleich, dass Menschen mit Abstiegserfahrung zwar ein geringeres Vertrauen in Politiker haben und weniger zufrieden mit der Demokratie sind, aber keine stärkere Fremdenfeindlichkeit oder Ressentiments gegenüber Geflüchteten entwickeln. „Das widerspricht gängigen Klischees über die Motive rechtspopulistischer Wähler“, sagte Kayser.
Vor allem der Verlust an sozialem Status und nicht allein wirtschaftliche Not oder kulturelle Ressentiments führten zur Unterstützung rechtspopulistischer Parteien. „Das hilft zu erklären, warum diese Parteien in ganz unterschiedlichen Ländern und sozialen Gruppen so viel Zulauf erhalten haben“, sagte der Professor für Vergleichende Politikwissenschaft: „Wer fällt, fühlt sich vom politischen System eher im Stich gelassen und sucht nach Alternativen“, sagte Kayser. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft Studien
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