
Beobachtung gestoppt
Sea-Watch: Italien setzt Aufklärungsflieger fest
Mit dem Erkundungsflieger „Seabird“ suchen private Seenotretter im Mittelmeer nach Flüchtlingsbooten in Not. Dabei werden auch staatliches Versagen dokumentiert. Jetzt wurde das Flugzeug festgesetzt. Sea-Watch kritisiert, Italien wolle Beobachtung verhindern.
Sonntag, 10.08.2025, 14:03 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10.08.2025, 14:03 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die italienischen Behörden haben nach Angaben von Sea-Watch ein Aufklärungsflugzeug der Seenotrettungsorganisation festgesetzt. Die Entscheidung gelte mit sofortiger Wirkung, teilte Sea-Watch am Freitag mit. Die Besatzung der „Seabird 1“ sei am Donnerstag von der Luftaufsichtsbehörde darüber informiert worden. Es sei das erste Mal, dass eines der Aufklärungsflugzeuge der Organisation festgesetzt werde. Die Gründe seien bislang nicht klar, sagte Sprecherin Laura Meschede.
Ende Juli hatte die Crew des anderen Aufklärungsfliegers „Seabird 2“ nach Angaben von Sea-Watch dokumentiert, dass ein in Seenot geratenes überfülltes Boot von Geflüchteten die italienischen Behörden einen Tag lang vergebens um Hilfe gebeten hatte. Das Boot sei schließlich bei der Aufnahme der Menschen vom Handelsschiff „Port Fukuoka“ gekentert, zwei Kinder dabei ums Leben gekommen.
Schüsse auf Flüchtlinge dokumentiert
Es sei offensichtlich, dass die Festsetzung das Ziel habe, Sea-Watch als Zeugen der Situation im Mittelmeer loszuwerden, sagte Meschede: „In den vergangenen Monaten haben wir aus unserem Flugzeug heraus immer wieder schwere Menschenrechtsverbrechen der italienischen Regierung dokumentiert.“ Italienische Behörden hätten wiederholt Hilferufe von Booten in Seenot ignoriert mit tödlichen Folgen.
Meschede weiter: „Wir haben dokumentiert, wie von Italien und der EU ausgerüstete libysche Milizen auf Seenotretter und fliehende Menschen geschossen haben. Und wir dokumentieren jeden Tag die tödlichen Auswirkungen der europäischen Abschottungspolitik – kein Wunder, dass die italienische Regierung uns loswerden will.“
Festsetzung bedroht Aufklärungsarbeit
Das Vorgehen der Behörden bedrohe die Aufklärungsarbeit der Organisation auf ernsthafte Weise, sagte Meschede. Denn nach der ersten Festsetzung für 20 Tage folge bei einem weiteren mutmaßlichen Verstoß eine Beschlagnahmung für bis zu 60 Tage. Und beim dritten Mal werde das Flugzeug endgültig konfisziert. Erst im Juli hatten die Behörden das Sea-Watch-Schiff „Aurora“ für 20 Tage festgesetzt.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 953 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen, oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weiter höher liegen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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