Fünf Notfälle
Mehrere Boote in Seenot auf dem Mittelmeer
Der Untergang eines Fischerbootes mit Hunderten Geflüchteten hat vergleichsweise große Empörung ausgelöst. Seenot mit Toten sind im Mittelmeer aber längst die Regel, wie ein Blick auf die aktuelle Situation zeigt.
Donnerstag, 22.06.2023, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 22.06.2023, 13:31 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Auf dem Mittelmeer brauchen laut Seenotrettungsorganisationen mehrere Boote von Geflüchteten Hilfe. Fünf Notfälle seien derzeit bekannt, erklärte die deutsche Organisation Resqship am Donnerstag. Davor hatte deren Segelschiff „Nadir“ bei der Rettung von etwa 300 Menschen auf sechs Booten vor der italienischen Insel Lampedusa geholfen. 172 von ihnen seien an Bord der „Aita Mari“ der spanischen Organisation Salvamento Maritimo Humanitario gebracht worden, erklärten beide Organisationen. Weitere 125 Geflüchtete wurden demnach nach mehreren Stunden von der italienischen Küstenwache übernommen, da auf den beiden Rettungsschiffen nicht genug Platz war.
Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Im laufenden Jahr starben bei der Überquerung laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bereits etwa 1.300 Menschen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weitaus höher.
Eine der gefährlichsten Fluchtrouten
Zuletzt sorgte der Untergang eines Fischerbootes mit bis zu 750 Menschen an Bord vor der griechischen Küste für Entsetzen. Seenotretter werfen der griechischen Küstenwache und der EU-Grenzschutzagentur Frontex vor, für das Unglück mitverantwortlich zu sein. Eine staatliche Seenotrettung gibt es nicht, lediglich private Initiativen halten nach Geflüchteten in Seenot Ausschau.
Nach Angaben von Resqship war die Besatzung der „Nadir“ in der Nacht auf Mittwoch von den italienischen Behörden gebeten worden, bei der Suche von drei Vermissten zu helfen. Ein Mann, eine Frau und ein Kleinkind waren demnach nach einem Schiffbruch vor der Küste von Lampedusa vermisst worden. Die Crew habe stundenlang gesucht, allerdings ohne Erfolg. Die weiteren 44 Insassen des Bootes habe die Küstenwache an Bord genommen.
Sea-Watch: Italien verantwortlich für Tod
Die italienischen Behörden seien aufgrund ihrer späten Reaktion für den Tod der drei Menschen verantwortlich, erklärte die deutsche Rettungsorganisation Sea-Watch. Deren Aufklärungsflugzeug „Seabird“ habe die Behörden mehrfach alarmiert, nachdem Wasser in das Boot gelaufen war.
Derweil brachte die „Open Arms“ der gleichnamigen spanischen Organisation 117 Gerettete im Hafen der toskanischen Stadt Livorno an Land. Wie seit der Amtsübernahme der rechtsnationalistischen Regierung in Italien immer wieder wurde dem Schiff ein weit entfernter Hafen für die Anlandung der Geflüchteten zugewiesen. Die Organisationen gehen davon aus, dass damit die Rettungsschiffe so lange wie möglich von der Such- und Rettungszone ferngehalten werden sollen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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