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Kinder füllen Wasserbehälter auf (Archiv) © 123rf.com

Sierra Leone

Mit Kochtrainings gegen Mangelernährung

Reis ist nicht genug. Kinder brauchen mehr zum Heranwachsen. Das vermitteln Kochkurse und Aufklärung in einem Welthungerhilfe-Programm gegen Mangelernährung in Sierra Leone. Den kleinen Alhaji hat das gerettet.

Von Donnerstag, 24.07.2025, 10:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 06.07.2025, 11:21 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Der Kürbisbrei von Massah Kallon hat wohl das Leben des kleinen Alhaji gerettet. Damit half die Frau aus Sierra Leone ihrem Enkel im vergangenen Jahr wieder auf die Beine. Hilfestellung kam dabei von einem Ernährungsprojekt der Welthungerhilfe.

Der kleine Alhaji war ein Jahr alt, behielt kaum Nahrung bei sich – und zeigte Zeichen von Mangelernährung, wie Experten feststellten, die zu der Zeit das Dorf von Kallon besuchten. Die Gegend nahe der Grenze zum Nachbarland Liberia ist zwar fruchtbar, vieles wird auf den Feldern angebaut, wenn nicht gerade die durch den Klimawandel verlängerte Trockenzeit die Wasserquellen versiegen lässt. Aber es hat sich durchgesetzt, die Feldfrüchte gewinnbringend zu verkaufen.

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Für die Familien gibt es meistens nicht viel mehr als Reis, das Grundnahrungsmittel. Besonders kleinen Kindern fehlen so Vitamine und Nährstoffe. Laut Kinderhilfswerk Unicef gibt es in Sierra Leone mehr als eine halbe Million Kleinkinder mit verzögertem Wachstum und 300.000 mangelernährte Kinder.

Brei aus Kürbis, Jamswurzel und Kochbananen

Mittlerweile gehört das Dorf Kanga zu 50 Ortschaften im Südosten des westafrikanischen Landes im Programm „Nutrition Smart Community“, das von einem Team der Welthungerhilfe in Indien seit 2012 entwickelt wurde. Seit 2023 setzt die deutsche Hilfsorganisation das Programm auch in Sierra Leone um. „Wir machen Trainings, um eingefahrene Muster zu verändern“, sagt Hannah Dauda, Ernährungsexpertin im Programm.

So gab es auch in Massah Kallons Dorf mehrere Trainings-Kochkurse. Lektionen über ausgewogene Ernährung sind das Herzstück des Programms. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisation „Movement Towards Peace and Development Agency“ (MoPaDA) kommen dabei immer wieder zu Besuch und führen neue Rezepte ein.

Dazu gehört auch ein Brei aus Kürbis und je nach Verfügbarkeit Kartoffeln, Jamswurzel und Kochbananen. Der brachte für den kleinen Alhaji die Wende: Mit ihrem nahrhaften Brei päppelte Kallon ihren Enkelsohn auf, der jetzt munter ein kleines, aus einer Blechbüchse gebasteltes Auto hinter sich herzieht.

Essen, was man selbst anbaut.

Auch das Anlegen von Gemüsegärten unweit der Häuser ist Teil des Programms. In der Trockenzeit bewirtschaften die Familien aus dem Dorf gemeinsam einen Garten in der Nähe des Flusses, dort wachsen Mais, Okraschoten oder Chilis. Die Setzlinge hat die Gemeinschaft vom Projekt bekommen. Auf den Feldern, die oft weiter weg von den Häusern sind, bauen die Dorfbewohner Maniok, Kartoffeln und Bohnen an und in der Regenzeit auch Reis – vor allem für den Verkauf. Der nächste größere Ort ist dutzende Kilometer entfernt und schwer zu erreichen. Zu essen gibt es nur, was man selbst anbaut.

Ergänzt wird das Programm durch Lektionen zu Hygiene und sicherer Essenszubereitung. Wäscheleinen, Abtropftische für das Geschirr, und Toilettenanlagen sind jetzt selbstverständlicher Teil des Dorflebens.

Eine Trainingseinheit beschäftigt sich auch mit Geschlechterrollen im Haushalt – und damit, wie geteilte Verantwortung zum Beispiel beim Kochen oder Wasserholen zu mehr Gleichberechtigung und Zufriedenheit führen kann. Das habe sich bei ihnen bewährt, sagt ein Mann, auf dessen T-Shirt das Porträt von Präsident Julius Maada Bio prangt. Dank des Programms gehe es in seinem Haushalt friedlicher zu, erklärt er.

Weniger Mangelernährung

Massah Kallon ist die Schatzmeisterin einer Spargruppe, die das Projekt im Ort eingeführt hat. Mitglieder zahlen monatlich ein und können Kredite beantragen. Am Ende des Jahres bekommen sie ihr gespartes Geld zurück, und aus dem Ertrag der Zinsen sollen Gemeinschaftsprojekte finanziert werden. Ein Ansatz, um die Dörfer für die Zeit nach dem Projekt fit zu machen, erklärt die Ernährungsexpertin Simone Welte, die bei der Welthungerhilfe für das Programm zuständig ist.

In dem Dorf Tewoh beispielsweise hat sich Ramatu Dukuleh mit Krediten aus der Spargruppe einen kleinen mobilen Laden aufgebaut, um zusätzliches Einkommen für die Familie zu erwirtschaften. Sie verkauft Reis und Gewürze, aber auch Plastikeimer und Schüsseln. Mit denen zieht sie durch die umliegenden Dörfer, wenn die Arbeit auf dem Feld getan ist.

Simone Weltes Team beobachtet und evaluiert, was sich in den Gegenden verändert, in denen das Programm umgesetzt wird. Und sie sehen: Die Zahl der Kinder, die akut mangelernährt sind, geht nach unten. (dpa/mig) Aktuell Ausland

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