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EU-Grenzschutzagentur Frontex © de.depositphotos.com

Frontex-Zahlen

„Irreguläre“ Migration in die EU geht erneut deutlich zurück

Die Zahl „irregulärer“ Einreisen in die EU sinkt um weitere 20 Prozent – doch die Methode ist umstritten. Die EU zahlt autoritären Regimen Geld, damit sie Geflüchtete stoppen – notfalls mit Gewalt. Aus Sicht der EU scheint diese Politik zu wirken.

Donnerstag, 12.06.2025, 10:49 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 12.06.2025, 10:49 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Zahl der sogenannten irregulären Grenzübertritte in die Europäische Union ist in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 20 Prozent zurückgegangen. Wie die EU-Grenzschutzagentur Frontex am Mittwoch mitteilte, wurden von Januar bis Mai insgesamt rund 63.700 „unerlaubte“ Einreisen registriert.

Mit „irregulärer“ Migration sind dabei nicht nur allgemeine Einreisen ohne Papiere gemeint. Auch Menschen, die aufgrund fehlender legaler Fluchtwege keine andere Möglichkeit haben, ihr Recht auf Asyl geltend zu machen, fallen unter diese Kategorie. Menschenrechtsorganisationen kritisieren daher die Bezeichnung als irreführend, da sie legitime Schutzgesuche kriminalisiere.

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Gefährliche Überfahrten im Mittelmeer

Die zentrale Mittelmeerroute bleibt laut Frontex weiterhin der am stärksten genutzte Migrationsweg nach Europa. Jeder dritte Grenzübertritt erfolgte über diese Route. Zwischen Januar und Mai wurden dort rund 22.700 Übertritte gezählt – ein leichter Anstieg von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hauptausreiseland blieb hier Libyen. Die Zahl der Abfahrten aus Tunesien ging hingegen um fast 90 Prozent zurück, was Frontex auf verstärkte Kontrollen durch die dortigen Behörden zurückführt.

Das östliche Mittelmeer war von Januar bis Mai die zweitaktivste Route mit 15.600 Überfahrten. Dies entspricht einem Rückgang von 30 Prozent im Vergleich zu 2024. Nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen in diesem Jahr bislang mindestens 651 Menschen bei der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer ums Leben.

Auf der westafrikanischen Route – insbesondere Richtung Kanarische Inseln – sank die Zahl der Ankünfte um rund ein Drittel auf knapp 11.100. Als Hauptgründe nennt Frontex verstärkte Zusammenarbeit der EU mit Drittstaaten, speziell mit Mauretanien sowie gemeinsame spanisch-marokkanische Patrouillen.

Umstrittene EU-Abkommen mit Drittstaaten

Menschenrechtsorganisationen kritisieren seit Jahren, dass die EU im Rahmen dieser Zusammenarbeit Gelder an Regierungen überweist, denen schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. So wird beispielsweise der mauretanischen Regierung vorgeworfen, Geflüchtete ohne Verfahren inhaftiert oder in gefährliche Herkunftsländer abgeschoben zu haben. Auch Libyen oder Tunesien stehen wegen Gewalt gegen Migrantinnen und Migranten sowie Pushbacks massiv in der Kritik.

Trotz dieser Vorwürfe setzen EU-Staaten zunehmend auf die Strategie, ihre Grenzen nach außen zu verlagern. Dabei werden Drittstaaten finanziell und logistisch unterstützt, um Migrant:innen bereits vor der Abreise oder auf dem Transitweg zu stoppen. Die stark rückläufigen Zahlen auf mehreren Routen deuten darauf hin, dass diese Politik aus Sicht der EU „wirkt“ – auch wenn sie den Betroffenen grundlegende Rechte verwehren kann.

Rückgang auf der Balkanroute, Anstieg im Ärmelkanal

Am stärksten war der Rückgang laut Frontex auf der Balkanroute. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Zahlen hier um 56 Prozent.

Auf dem Ärmelkanal Richtung Großbritannien stieg die Zahl der sogenannten „irregulären“ Grenzübertritte dagegen. In den ersten fünf Monaten des Jahres versuchten laut Frontex 25.540 Menschen, auf diesem Weg die britische Küste zu erreichen – ein Plus von 17 Prozent. Schleusernetzwerke würden zunehmend auf zeitgleiche Abfahrten setzen, um die Chancen erfolgreicher Übertritte zu erhöhen. Dies erschwere die Rettungseinsätze und erhöhe das Risiko für die Migranten erheblich, erklärte Frontex. (epd/mig)

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