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Markt in Nigeria (Archiv) © WFP/Arete/Adetona Omokanye

Schuldenreport 2025

Viele arme Länder leiden unter hoher Schuldenlast

Viele arme Länder drohen zunehmend in eine Schuldenfalle zu geraten – mit Folgen auch für die Armutsbekämpfung und Migration. Zur Veröffentlichung des Schuldenreports 2025 dringen Hilfswerke auf Reformen der internationalen Finanzarchitektur.

Dienstag, 27.05.2025, 11:50 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 27.05.2025, 11:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Länder im globalen Süden sind laut einem Bericht durch eine steigende Schuldenlast gefährdet. Mehr als die Hälfte der Länder mit niedrigen Staatseinnahmen sind inzwischen „hoch oder sehr hoch“ belastet, wie aus dem am Montag von Misereor und erlassjahr.de veröffentlichten Schuldenreport 2025 hervorgeht. Um arme Länder besser vor dem finanziellen Aus zu schützen, fordern die Hilfsorganisationen eine Reform der internationalen Finanzarchitektur.

Als besonders stark verschuldet gelten 47 Länder, darunter Pakistan, Kenia, Libanon und Sri Lanka. Sie alle müssen dem Bericht zufolge in den kommenden drei Jahren im Schnitt mindestens 15 Prozent ihrer Staatseinnahmen für Zins- und Tilgungszahlungen aufwenden. Als Folge übersteigt der Schuldendienst in vielen Fällen die nationalen Ausgaben für Bildung und Gesundheit. Der fiskalpolitische Handlungsspielraum dieser 47 Länder sei damit „massiv eingeschränkt“.

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Armut führt zu Flucht und Migration

Der finanzielle Engpass hat auch Folgen für die Armutsbekämpfung. In den 47 stark verschuldeten Ländern seien etwa 231 Millionen Menschen und damit 18 Prozent der Bevölkerung von extremer Armut betroffen, sagte Misereor-Experte Klaus Schilder. Das seien doppelt so viele wie im weltweiten Durchschnitt. Verschärfend kommt laut Bericht hinzu, dass viele der Schuldnerstaaten aus eigener Kraft nicht mehr aus der Schuldenfalle herauskommen. Sie hätten oft keinen Zugang mehr zu Krediten oder nur noch zu deutlich höheren Zinsen.

Armut zählt zu den Hauptursachen für Migration weltweit. Viele Menschen verlassen ihre Heimat, weil sie dort keine wirtschaftliche Perspektive sehen und andernorts bessere Lebensbedingungen suchen. Laut dem Weltentwicklungsbericht 2023 der Weltbank sind weltweit etwa 184 Millionen Menschen als Migranten unterwegs, wobei wirtschaftliche Gründe wie Armut und fehlende Einkommensmöglichkeiten zu den zentralen Beweggründen zählen. Aktuelle Daten zeigen, dass rund 712 Millionen Menschen – etwa 8,8 % der Weltbevölkerung – in extremer Armut leben.

Internationale Konferenz Ende Juni

Die globale Schuldenkrise ist Ende Juni auch Thema einer internationalen Konferenz für Entwicklungsfinanzierung im spanischen Sevilla. Die neue Bundesregierung müsse sich mit Blick auf die Zusammenkunft jetzt positionieren und beispielsweise auf Reformvorschläge aus dem globalen Süden eingehen, heißt es in dem Bericht. Dazu zählt insbesondere die Einführung eines international anerkannten, verbindlichen Insolvenzverfahrens für Staaten, um besser mit einer Staatsschuldenkrise umzugehen.

Der Schuldenreport wird jährlich vom katholischen Hilfswerk Misereor und dem deutschen Entschuldungsbündnis erlassjahr.de herausgegeben. Erlassjahr.de wird von 500 Organisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft bundesweit getragen und ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk nationaler und regionaler Entschuldungsinitiativen. (epd/mig) Aktuell Panorama

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