
Die Trump-Ära
Indigene in den USA: Kürzungen, Konflikte und verlorener Respekt
Die Regierung von US-Präsident Trump kürzt massiv Mittel für indigene Programme: Bildung, Gesundheit, Klima und Wohnungsbau sind betroffen. Trump kündigte zudem einen anderen Umgang mit der Geschichte der indigenen Bevölkerung an.
Von Konrad Ege Montag, 12.05.2025, 10:33 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 12.05.2025, 10:18 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Über indigene US-Amerikaner wird häufig gesprochen, als seien sie eine homogene Bevölkerungsgruppe. Dabei sind es Hunderte Stämme und Völker mit teilweise ganz unterschiedlichen Interessen. Fest steht nach mehr als 100 Tagen Donald Trump im Amt: Mittel werden gekürzt, Geschichte wird umgedeutet.
Der Unterschied zwischen dem Republikaner Trump und seinem Vorgänger Joe Biden ist auch bei diesem Thema groß. Der Demokrat Biden hatte sich für Vergehen der US-Regierung gegen die Indigenen entschuldigt. Bei ihm saß erstmals eine indigene Frau im Kabinett. Seine Innenministerin war Deb Haaland vom Stamm der Pueblo of Laguna. Trumps Innenminister ist Doug Burgum, ein Freund der fossilen Industrie.
Trumps Haushaltsentwurf von Anfang Mai sehe tiefe Einschnitte bei Programmen für Indigene vor, berichtete die Plattform „Native News Online“. Bereits die ersten 100 Tage hätten die Gesundheitsprogramme ins Chaos gestürzt. Die Beziehung der staatlich anerkannten 574 Stämme zur Regierung ist komplex: Die Indigenen haben ihr Land an die USA verloren – oder es wurde ihnen gestohlen. Die USA verpflichteten sich langfristig zu Leistungen und zur Anerkennung der Souveränität der Stämme.
Armut
Nach Angaben des Wirtschaftsforschungsinstituts Economic Policy Institute war die Armutsrate der indigenen Bevölkerung im Jahr 2023 doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung. Die Lebenserwartung von Indigenen bei Geburt ist um mehrere Jahre niedriger als die von Weißen.
Die Stämme hätten sich in den ersten Trump-Monaten aus Angst vor Vergeltung häufig nur vorsichtig kritisch geäußert, sagte „Native News Online“-Chefredakteur Levi Rickert von der „Prairie Band Potawatomi Nation“ dem Evangelischen Pressedienst. Unter Biden hätten neben Haaland Indigene rund 80 Posten in der Regierung bekleidet, sagte Rickert. In der Trump-Regierung fehle eine entsprechende Repräsentation.
Bodenschätze
Trump gehe es um Bodenschätze, heißt es in dem von der Trump-nahen Stiftung Heritage Foundation publizierten rechtskonservativen Fahrplan für Trumps zweite Amtszeit, dem „Projekt 2025“. Und ein beträchtlicher Teil der kritischen Mineralien, die die USA brauchen, befindet sich danach auf indianischem Land. Unter den Indigenen und den Stämmen existieren allerdings auseinandergehende Ansichten über den Abbau, selbst zur Kohleförderung sprechen diese nicht mit einer Stimme.
Mitte April unterzeichnete Trump ein Dekret, um bestehende Auflagen für die Kohleförderung zügig abzubauen. Danach ließ sich der sichtlich erfreute Präsident der Navajo Nation, Buu Nygren, neben Trump fotografieren. Die Navajo Transitional Energy Company gilt als der drittgrößte Förderer von Kohle in den USA.
Geschichte
Es geht nicht nur um finanzielle und politische Themen, sondern auch um Geschichte. Kein Nationalfeiertag ist in den USA so umstritten wie der Columbus-Tag am 12. Oktober, der an die Ankunft von Christoph Kolumbus 1492 in Amerika erinnert. In den vergangenen Jahren sind manche Bundesstaaten dazu übergegangen, den Tag auch als „Tag der indigenen Menschen“ zu begehen. Doch Trump macht da nicht mit. Es gehe nicht an, dass „die Demokraten“ das Andenken an Kolumbus zerstören wollten, erklärte er Ende April.
Im Herbst 2024 bat der scheidende Präsident Biden für die Zwangsunterbringung indigener Kinder in Internaten weit weg von ihren Familien um Verzeihung. Die Internate seien „Orte des Traumas und des Terrors“ gewesen. Ziel war die vollständige Anpassung der Kinder an die Mehrheitsgesellschaft, bei Aufgabe der eigenen Herkunft, Sprache und Kultur.
Identitätspolitik
Einer Untersuchung der „Washington Post“ zufolge haben mehr als 3.100 Kinder in diesen Einrichtungen ihr Leben verloren. Biden stellte Mittel bereit, um die entsprechenden Archive zu digitalisieren. Unter Trump dagegen sind Mittel gekürzt worden. Nachdem der US-Präsident im Januar seine Anordnung gegen unterstützende Maßnahmen für Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion unterzeichnet hatte, warnte der Präsident der Northern Cheyenne, Gene Small, vor möglichen negativen Auswirkungen auf die Stammesnationen.
Für Aufmerksamkeit sorgte der Streit um „Häuptling“-Maskottchen an Schulen in New York. Der Bundesstaat hat – wie viele Sportvereine in den vergangenen Jahren – derartige Symbole als entwürdigend eingestuft und verboten. Ein Schulbezirk in Nassau in New York protestierte dagegen. Trump stellte sich demonstrativ hinter den Bezirk und bezeichnete das Verbot auf Truth Social als „lächerlich“. Identitätspolitik ist damit Chefsache im Weißen Haus. (epd/mig) Aktuell Ausland
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