
Rheinland-Pfalz
Sargpflicht adé: Tuchbestattungen sollen kommen
Ein neues Bestattungsrecht für Rheinland-Pfalz rückt näher. Es dürfte eine Reihe neuer Bestattungsarten erlauben – unter anderem die muslimische Tuchbestattung. Minister Hoch: Das neue Gesetz soll den gesellschaftlichen Wandel abdecken.
Mittwoch, 07.05.2025, 15:53 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 07.05.2025, 15:53 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Neue Bestattungsformen, Änderungen bei der Leichenschau und mehr: Ein neues Bestattungsrecht für Rheinland-Pfalz rückt näher und bringt voraussichtlich zahlreiche Änderungen rund um das Thema Tod.
Künftig soll die Sargpflicht im Land wegfallen, das macht auch Tuchbestattungen für jedermann möglich. Erlaubt werden sollen auch Bestattungen in größeren Flüssen. Außerdem sind neue Regelungen bei früh in der Schwangerschaft gestorbenen Kindern angedacht.
Am Dienstag beschäftigte sich das Kabinett in Mainz zum zweiten Mal mit dem Gesetzentwurf aus dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit. Er dürfte nun Mitte Mai in erster Lesung im Landtag beraten werden. Ziel ist es dem Ministerium zufolge, die Novelle im Juli zu beschließen. Unter anderem soll der geplante Wegfall der Sargpflicht Tuchbestattungen grundsätzlich möglich machen.
Anpassung an religiöse Vielfalt
Insbesondere Muslime in Deutschland dürften von der Neuregelung profitieren. Traditionell sehen islamische Riten eine Bestattung ohne Sarg vor: Der Verstorbene wird lediglich in ein Tuch gehüllt und so in die Erde gelegt. Bislang standen bundesweite Sargpflichten dieser Praxis häufig entgegen oder erforderten Ausnahmegenehmigungen. Mit dem geplanten Wegfall dieser Pflicht wird eine rechtliche Gleichstellung religiös geprägter Bestattungsformen erleichtert. Die Landesregierung trägt damit dem Umstand Rechnung, dass Rheinland-Pfalz zunehmend von religiöser und kultureller Vielfalt geprägt ist. Laut Statistischem Landesamt leben über eine halbe Million Menschen mit Migrationsgeschichte im Land – darunter viele mit muslimischem Glauben.
Die Neuregelung könnte auch die Beheimatung in Deutschland vereinfachen. In vielen Familien mit Migrationserfahrung stellt sich nach einem Todesfall die schwierige Frage, ob eine Bestattung im Herkunftsland oder in Deutschland erfolgen soll. Wenn religiös konforme Bestattungen künftig einfacher durchgeführt werden können, dürfte dies dazu beitragen, dass mehr Menschen ihre letzte Ruhe in der neuen Heimat finden.
Minister: Recht soll gesellschaftlichen Wandel abdecken
Es gehe bei der Novelle unter anderem darum, Raum zu geben, dass Menschen ihre Trauer auf ihre eigene Weise leben könnten, sagte Minister Clemens Hoch (SPD). Das bisherige Bestattungsrecht gelte seit rund 40 Jahren. Mittlerweile decke es den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel nicht mehr ab. Bestattungen seien ein sehr persönliches und emotionales Thema. Heutzutage wünschten sich viele Menschen mehr Freiheiten, um ganz individuell Abschied nehmen zu können.
Die ein oder andere Änderung an dem bisherigen Entwurf könnte es aber noch geben. Nach der ersten Lesung im Landtag dürften sich noch Landtagsausschüsse damit beschäftigen.
Der Bestatterverband Rheinland-Pfalz begrüßt grundsätzlich, dass es eine Novelle geben wird. Mit Blick auf die Aufhebung der Sargpflicht und die grundsätzliche Möglichkeit einer Tuchbestattung schrieb der Verband, dass die Beisetzung in einem Sarg die erste Phase des Verwesungsvorganges durch die umgebende Luft im Sarg fördere. Der Sauerstoff in diesem Raum werde benötigt, um den biologischen Prozess der Verwesung zu beschleunigen. Bei muslimischen Tuchbestattungen werde ein Holzverbau über dem Leichnam in die Grabstelle eingebracht, damit ebenfalls ein Luftraum um den Toten entstehe. (dpa/mig) Aktuell Gesellschaft
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- „Erschütternder Ignoranz“ Deutschlands Schweigen zum Mord in französischer Moschee
- Asylrecht unter Druck Jeder Zweite will Geflüchtete nur noch gezielt auswählen
- Flucht per Hubschrauber Vor 50 Jahren endete der Vietnamkrieg
- Grenzkontrolle Begeht neue Regierung Asyl-Rechtsbruch an deutschen Grenzen?
- Kabinett mit Fluchterfahrung Alabali-Radovan wird Entwicklungsministerin
- Thüringen-Monitor Deutliche Mehrheit glaubt an gefährliche Überfremdung