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Islamfeindliche Schmierereien an der Fatih-Moschee in Bremen © Fatih-Moschee

Messerangriff in Frankreich

Zahl islamfeindlicher Straftaten in Bayern mehr als verdreifacht

Zahlen aus dem Innenministerium zeigen: Die Zahl islamfeindlicher Straftaten in Bayern steigt. Die Täter kommen meist aus ein und derselben Richtung. Wie weit Islamfeinde inzwischen gehen, zeigt aktueller Messerangriff in Frankreich, der tödlich endete.

Sonntag, 27.04.2025, 16:37 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 27.04.2025, 17:07 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Zahl islamfeindlich motivierter Straftaten hat sich in Bayern in den vergangenen drei Jahren mehr als verdreifacht – und ebenso die Zahl der zumeist rechtsextremen Täter. Das geht aus Antworten des Innenministeriums auf eine Landtags-Anfrage der Grünen hervor. Ein tödlicher Fall aus Frankreich zeigt, wie weit die Täter inzwischen gehen.

Der Vorlage der bayerischen Landesregierung zufolge wurden im vergangenen Jahr 213 islamfeindlich motivierte Straf- und Gewalttaten erfasst. Im Jahr 2023 waren es 171 gewesen, 2022 waren es 66. Die Zahl für 2024 bedeute einen absoluten Rekordwert, klagen die Grünen. Und die Zahl islamfeindlich motivierter Gewaltdelikte habe mit 15 Taten ebenfalls einen neuen Höchststand erreicht, mit insgesamt 26 Opfern.

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Mehr als 80 Prozent der islamfeindlichen Straftaten, darunter fast sämtliche Gewaltdelikte, würden von rechtsextremen Tätern begangen. Und: Sechs islamfeindlich motivierte Angriffe gegen Moscheen oder sonstige islamische Einrichtungen wurden demnach 2024 registriert – 2023 waren es zehn.

Grüne: Zahlen sind traurig und alarmierend

„Diese Zahlen senden eine traurige Botschaft: Nicht nur explodiert die Islamfeindlichkeit in Bayern regelrecht, sondern es sind vor allem Rechtsextreme, die unsere muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger bedrohen“, sagte der Grünen-Abgeordnete Cemal Bozoglu. „Dieser Hass gegen Menschen aufgrund ihres Glaubens ist alarmierend und muss genauso energisch bekämpft werden wie jede andere Form von Hasskriminalität, die Menschen in unserer Gesellschaft trifft“, mahnte er.

Ein wichtiger Schritt sei auch, dass alle Delikte auch dokumentiert würden und nicht in Dunkelziffern untergingen. Nötig seien mehr Anlauf- und Beratungsstellen für Betroffene. Konkret fordern die Grünen unter anderem eine landesweite Antidiskriminierungsstelle, eigene Ansprechpersonen bei Staatsanwaltschaften und Polizei sowie einen zentralen Beauftragten der bayerischen Justiz für rassistische und antimuslimische Hassdelikte.

Zur besseren Erfassung antimuslimischer Straf- und Gewalttaten brauche es zudem eine zivilgesellschaftliche Recherche- und Monitoringstelle in Bayern – ähnlich wie es sie für antisemitische Vorfälle gibt. Nötig seien auch flächendeckend Anlauf- und Beratungsstellen für Opfer rassistischer und antimuslimischer Straftaten.

Bluttat in französischer Moschee

Wie weit Islamfeinde gehen können, zeigt ein aktueller Fall aus Frankreich. Dort hält eine mutmaßlich tödliche Messerattacke auf einen Gläubigen in einer Moschee das Land in Atem. Medienberichten zufolge ist der Verdächtige weiter auf der Flucht. Der junge Mann soll am Freitagmorgen einen Betenden in der Moschee von La Grand-Combe mit zahlreichen Messerstichen getötet haben, berichtete die Zeitung „Le Parisien“. Unmittelbar nach der Tat soll er mit seinem Handy das Opfer gefilmt haben, wie die Zeitung unter Berufung auf eine mit den Ermittlungen vertraute Quelle schreibt. Dabei habe er Allah beschimpft.

Die Staatsanwaltschaft prüft auch ein islamfeindliches Motiv. Alle Hypothesen würden in Betracht gezogen, darunter auch ein „rassistisches und islamfeindliches“ Motiv, zitierten französische Medien den zuständigen Staatsanwalt Abdelkrim Grini. Der Angreifer ist den Berichten zufolge ein um die 20 Jahre alter Franzose. Überwachungskameras der Moschee filmten die Tat demnach. Zu dem Zeitpunkt waren Opfer und Täter allein im Gebäude, erst am Vormittag fanden weitere Besucher des Gebetshauses den Toten.

„Rassismus und Hass aufgrund der Religion werden in Frankreich niemals ihren Platz haben“, schrieb Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron am Sonntag auf der Plattform X. Zuvor bezeichnete Premierminister François Bayrou die Attacke als „islamophobe Schandtat“ und versprach, dass Mittel des Staates mobilisiert seien, damit der Mörder gefasst und bestraft werden könne. Justizminister Gérald Darmanin schrieb von einer „unsäglichen Tat in einem heiligen religiösen Gebäude“. (dpa/mig) Aktuell Panorama

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