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Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg © de.depositphotos.com

Berlin

Neue Beratungsstelle gegen Antisemitismus in der Kunst

Nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 läuft die Debatte über Judenfeindlichkeit und Diskriminierung in der Kunst heiß. Eine neue Beratungsstelle soll betroffenen Juden helfen. Eine Anlaufstelle für pro-palästinensische Künstler gibt es nicht.

Montag, 03.03.2025, 10:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 03.03.2025, 6:41 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Auf Antisemitismus in der Kulturszene, Diskriminierung jüdischer Künstler und die hitzige Debatte seit dem Angriff der Hamas auf Israel reagiert Berlin mit einem neuen Beratungsangebot. Es ist nach Worten von Kultursenator Joe Chialo (CDU) die erste Institution dieser Art bundesweit.

Die Beratungsstelle richtet sich zum einen an Künstler, die angefeindet oder diskriminiert werden – wegen der angespannten Lage bekämen jüdische und israelische Künstler derzeit weniger Aufträge, sagte Chialo. Institutionen zögen es vor, sich dem Konflikt nicht auszusetzen.

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Beratung gegen antisemitische Stereotype

Andererseits können sich Theater, Museen oder Filmemacher beraten lassen, um in Werken antisemitische Stereotype oder Untertöne zu vermeiden. Auch bei Befürchtungen eines Boykotts oder Konflikten könnten Künstlerinnen und Künstler die Anlaufstelle kontaktieren, sagte Stella Leder, Geschäftsführerin des Instituts für Soziale Plastik Berlin. Die Kunstfreiheit sieht sie nicht berührt. Es sei ein freiwilliges Angebot.

Das Projekt verbindet die Arbeit der Beratungsstelle Ofek gegen antisemitische Gewalt und des Instituts für Neue Soziale Plastik. Ziel sei eine Kultur, „die sich nicht treiben lässt von Hass und Spaltung“, sagte Chialo bei der Vorstellung des Projekts „Open Arts Hub“. „Für mich ist klar, wir brauchen Dialog, wir brauchen aber auch ganz klare rote Linien.“

Expertin: Seit Jahren melden sich Künstler, die Diskriminierung erleben

„Wir haben jahrelange aufgebaute Expertise, wir haben aber auch Schnittstellen“, sagte Ofek-Geschäftsführerin Marina Chernivsky. Die beiden Institutionen würden ihre Angebote nun bündeln und auf Kunstschaffende zuschneiden. Seit Jahren melden sich nach ihren Worten bei Ofek Künstler, die Diskriminierung erlebten, aber auch Gewalt in Form von Drohungen, Stalking oder Beleidigungen. Solche Gewalt gegen Jüdinnen und Juden nehme zu.

In dem gemeinsamen „Hub“ bekommen die beiden beteiligten Institutionen jeweils zwei neue Stellen und werden mit insgesamt rund 500.000 Euro vom Land Berlin gefördert.

Pro-palästinensische Künstler beklagen Ausgrenzung

Seit dem 7. Oktober 2023 beklagen auch Künstlerinnen und Künstler, die Israel für seine Kriegsführung im Gaza-Streifen kritisieren, zunehmende Diskriminierung und Ausgrenzung im Kunst- und Kulturbetrieb. So würden laufende oder geplante Projekte gestoppt, keine neuen Aufträge mehr erteilt oder Arbeitsverhältnisse beendet.

Hintergrund: Viele Kunst- und Kultureinrichtungen seien finanziell abhängig von staatlichen Zuwendungen. Deshalb würden sie aus Angst vor Kürzungen oder kompletten Mittelstreichungen kein Risiko eingehen und die Zusammenarbeit mit pro palästinensischen Künstlerinnen und Künstlern beenden. Eine Anlaufstelle für diese Betroffene gibt es nicht. (dpa/mig) Aktuell Feuilleton

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