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Thüringens Landeshauptstadt Erfurt © de.depositphotos.com

Thüringer Integrationsbericht

Wenige Privatkontakte, viel Rassismus

Einwanderung in nennenswertem Ausmaß gibt es in Thüringen erst seit relativ kurzer Zeit. Der Integrationsbericht zeigt, dass es vergleichsweise wenige Kontakte zwischen Alt- und Neu-Thüringern gibt. Dafür ist Rassismus verbreitet – latent und manifest.

Dienstag, 19.11.2024, 11:45 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 19.11.2024, 11:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Freundschaften und andere nähere private Kontakte zu Einwanderern sind in der Thüringer Bevölkerung weniger verbreitet als in anderen Bundesländern. Wie aus dem aktuellen Thüringer Zuwanderungs- und Integrationsbericht hervorgeht, hat knapp ein Viertel der Einheimischen im Freundes- oder Bekanntenkreis Menschen, die aus dem Ausland eingewandert sind. In den westdeutschen Bundesländern trifft das laut Bericht hingegen auf etwa die Hälfte der Bevölkerung zu, in den anderen ostdeutschen Bundesländern inklusive Berlin immerhin auf ein Drittel.

In dem Bericht sind Zahlen des Integrationsbarometers ausgewertet worden, für das bundesweit 4.996 Menschen befragt wurden, darunter 503 in Thüringen. Etwa 42 Prozent der Thüringer haben demnach in ihrem privaten Umfeld nie oder nur selten Kontakt zu Menschen, die zugewandert sind. In Westdeutschland trifft das nur auf etwa 25 Prozent der Einheimischen zu.

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Sprachbarrieren erschweren Kontakte

Ein Grund für die wenig ausgeprägten Kontakte zwischen Einheimischen und Zuwanderern ist laut Bericht der Umstand, dass es erst seit wenigen Jahren eine zahlenmäßig größere Zuwanderung aus dem Ausland nach Thüringen gibt. Generell sei der Anteil der Zugewanderten an der Gesamtbevölkerung in Ostdeutschland weiter deutlich geringer als in Westdeutschland.

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„Menschen, die erst seit Kurzem in Deutschland sind, haben oft noch keine guten Bedingungen, um Kontakt zur eingesessenen Bevölkerung aufzubauen“, heißt es in dem Papier. „Räumliche Isolation, zum Beispiel durch das Wohnen in Erstaufnahmeeinrichtungen, Sprachbarrieren und fehlende Begegnungsräume bei der Arbeit, im Bildungskontext und anderes hemmen die Kontaktaufnahme in der ersten Phase nach der Zuwanderung.“

Latenter und manifester Rassismus

Umgekehrt zeigen der Vorlage zufolge auch die Thüringer aufgrund weit verbreiteter Vorurteile sowie in Teilen latent und manifest sitzendem Rassismus, kein Interesse an Kontakt zu Menschen mit ausländischen Wurzeln. Ganz im Gegenteil: mehr als 70 Prozent der Thüringer stimmen der Aussage zu, „Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen“. Dieser Wert liegt sowohl über dem bundesdeutschen Durchschnitt als auch über den Werten der anderen ostdeutschen Bundesländer.

Dieses Bild spiegelt sich im Bereich der Diskriminierung. Die Benachteiligung von Menschen mit Migrationserfahrung ist dem Monitor zufolge in Thüringen deutlich höher als im Bundesdurchschnitt oder im Vergleich zu anderen ostdeutschen Bundesländern. So gaben mehr als 20 Prozent der Thüringer mit ausländischen Wurzeln an, „oft“ aufgrund der Herkunft benachteiligt worden zu sein. In anderen ostdeutschen Bundesländern und im Bundesdurchschnitt liegt diese Quote bei rund 13 bzw. sieben Prozent.

Der Bericht soll nach Angaben der Landesbeauftragten für Integration, Migration und Flüchtlinge, Mirjam Kruppa, Fakten liefern, um fundiert über Migration diskutieren zu können. Der Vorgängerbericht war 2019 vorgelegt worden. (dpa/mig) Aktuell Gesellschaft

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