Jetzt ermittelt Staatsschutz
Mutmaßlicher Lehrer-Angriff auf geflüchtete Schüler doch rassistisch?
Mehr als ein halbes Jahr nach einem mutmaßlichen Angriff eines Lehrers in Cottbus auf zwei Schüler mit Fluchterfahrung (12 und 13) hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen - Verdacht: Rassismus. Der Bildungsminister kann sich eine rassistische Motivation immer noch nicht „vorstellen“.
Dienstag, 09.04.2024, 10:15 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 09.04.2024, 7:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Nach dem mutmaßlichen Angriff eines Lehrers in Cottbus auf zwei Kinder hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Das sei etwa der Fall, wenn der Verdacht einer fremdenfeindlichen oder politisch motivierten Straftat nahe liege, sagte eine Sprecherin der Polizei am Montag. Nun stünden Rassismusvorwürfe gegen den Mann im Raum. Zunächst hatte die „Lausitzer Rundschau“ berichtet.
Das Brandenburger Innenministerium hat die mutmaßlichen Übergriffe des Lehrers bereits als ausländerfeindlich eingestuft – vorerst. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Andrea Johlige im Landtag hervor.
Rassistischer Hintergrund zunächst „unvorstellbar“
Der Lehrer soll im vergangenen September 2023 gegenüber zwei Schülern gewalttätig geworden sein. Das Ministerium hatte den Vorfall bestätigt. Die beiden Jungs mit syrischen und tschetschenischen Wurzeln waren damals zwölf und 13 Jahre alt. Einer von ihnen wurde so stark verletzt, dass er stationär in einer Klinik behandelt werden musste – laut Antwort des Mininsteriums „mittels Fußtritt“. Polizeiangaben zufolge erstatteten die Eltern Anzeige.
Nach Angaben des Ministeriums vom März hatten Schulamt, Schulleitung und Kollegium einen rassistischen Hintergrund als „völlig unvorstellbar“ bezeichnet. Die Lehrkraft habe viele Jahre gearbeitet, ohne dass es Beschwerden gegeben habe. Entsprechend wurden mögliche rassistische Hintergründe zunächst ausgeschlossen.
Ermittlungen möglicher rassistischer Motive nach öffentlichem Aufschrei
Der Lehrer hat den Angaben zufolge die Schule nach den Vorkommnissen verlassen und zeitweise an einer anderen Schule in der Lausitz unterrichtet. Die Betroffenen beklagten, weder Schulamt noch Lehrer hätten sich entschuldigt. Erst nach dem Gang in die Öffentlichkeit und folgenden Protesten wurden mögliche rassistische Hintergründe ermittelt.
Der Leiter des Schulamtes, Uwe Mader, hatte am Rande einer Protest-Kundgebung im März Fehler eingeräumt und eine Entschuldigung angekündigt. Das Bündnis „#Unteilbar-Südbrandenburg“ bescheinigte Schulamt, Schulleitung und Bildungsministerium Versagen, die Verantwortlichen hätten versucht, den Vorfall unter den Teppich zu kehren. Eine Sprecherin des Bündnis‘ forderte strukturelle und personelle Konsequenzen beim Bildungsministerium.
Minister kann sich rassistischen Hintergrund nicht vorstellen
Laut Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) ist die Lehrkraft derzeit krankgemeldet „und wird nicht in den Landesdienst Brandenburg zurückkehren“. Dem Lehrer sei das unangemessene Verhalten nach dem Vorfall bewusst gewesen. Er hatte sich nach Polizeiangaben selbst angezeigt.
Einen rassistischen Hintergrund der Tat kann sich Freiberg weiterhin nicht vorstellen. Nach internen Ermittlungen im staatlichen Schulamt sei davon nicht auszugehen, erklärte der Minister gegenüber rbb am Dienstag vergangener Woche. „Alle – die Kollegen im Personalrat, die Kollegen aus der Schule, aus der Schulleitung – haben den Vorwurf der rassistischen Motivation aus ihrer Sicht für nicht gerechtfertigt gehalten“, so Freiberg. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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