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Soziale Medien © LoboStudioHamburg @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Studie

Jede zweite Person zieht sich wegen Hass im Netz zurück

Eine Studie über Hass im Internet lässt die Alarmglocken schrillen: Zwei Drittel der jungen Befragten berichten über ihre Erfahrungen mit dem Phänomen – besonders oft betroffen sind Migranten. Nötig seien mehr Schutz für die Betroffenen und finanzielle Konsequenzen für die Plattformen.

Dienstag, 13.02.2024, 14:40 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 13.02.2024, 22:22 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat vor zunehmendem Hass im Internet gewarnt. „Ob toxische Kommentare, Drohungen, beängstigende Kampagnen: Hass im Netz ist allgegenwärtig“, sagte sie am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung einer Studie über Hass im digitalen Raum. Demnach fühlen sich allein 30 Prozent der befragten Internetnutzerinnen und -nutzer im Alter zwischen 16 und 24 Jahren von Hass im Internet betroffen.

Aber nicht alle sind gleich betroffen. Besonders häufig betroffen sind Angaben zufolge Personen mit sichtbarem Migrationshintergrund (30 Prozent), junge Frauen (30 Prozent) und Menschen mit homosexueller (28 Prozent) oder bisexueller (36 Prozent) Orientierung. Fast jede zweite junge Frau (42 Prozent) erhielt bereits ungefragt ein Nacktfoto. In der Wahrnehmung sind die Werte sogar höher: Am häufigsten sehen Internetnutzer aggressive oder abwertende Aussagen, die sich gegen Politiker richten (60 Prozent), gefolgt von Geflüchteten (58), Menschen mit Migrationshintergrund (52), muslimische Menschen (45), nicht-weiße Menschen (36), jüdische Menschen (31) oder Sinti und Roma (25 Prozent). Paus warnte, viele zögen sich daraufhin zurück. Das gebe jenen Raum, die laut und aggressiv seien, und bedrohe die Demokratie.

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Das Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz forderte anlässlich der Vorstellung der Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“, Betroffene besser zu schützen, Plattformen finanziell zur Verantwortung zu ziehen und Medienkompetenz zu fördern. Knapp die Hälfte der Befragten (45 Prozent) gaben der von dem Netzwerk herausgegebenen Studie zufolge an, bereits Hass im Internet gesehen zu haben. Am häufigsten würden aggressive oder abwertende Aussagen gegen Politiker, Geflüchtete und Aktivisten wahrgenommen. Der Studie zufolge gaben 15 Prozent der Befragten an, selbst bereits von Hass im Netz betroffen gewesen zu sein.

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Hass im Netzt mittlerweile normal

Für die Studie wurden im vergangenen Jahr zwischen Oktober und November bundesweit rund 3.000 Internetnutzerinnen und -nutzer im Alter ab 16 Jahren befragt. Die Umfrage wurde vom „Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz“ herausgegeben. Ihm gehören mehrere Organisationen an, darunter HateAid und die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur.

Die Geschäftsführerin der Organisation „Das Nettz“, die ebenfalls dem Netzwerk angehört, Hanna Gleiß, wies darauf hin, dass zwei Drittel der 16- bis 24-Jährigen in der Studie angegeben hätten, Hass im Netz gesehen zu haben. Die Studie zeige damit, dass Hass im Internet mittlerweile von vielen als „Normalität“ begriffen werde.

Künast fordert mehr Engagement

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kritisierte anlässlich eines Treffens mit Vertretern aus Internetunternehmen, Zivilgesellschaft und zuständigen Behörden, „antisemitischer, rassistischer und demokratiefeindlicher Hass wird vor allem im Netz befeuert“. Ihr Ministerium setze auf Prävention, die konsequente Löschung von Hetze und die strafrechtliche Verfolgung der Täter.

Die Bundestagsabgeordnete Renate Künast (Grüne) forderte mehr Engagement von Gesellschaft und Politik gegen Hass im Internet. „Die Zukunft wird im Netz entschieden“, sagte die ehemalige Verbraucherschutzministerin im RBB-Inforadio anlässlich der Veröffentlichung der Studie. Das Netz werde für Kampagnen genutzt, die schnell Emotionen erzeugten. Das bringe Menschen zu „Überzeugungen, die nicht faktenbasiert sind“. Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main hatte vor wenigen Wochen den Facebook-Konzern Meta dazu verpflichtet, nicht nur einen rechtsverletzenden Post gegen die Grünen-Politikerin, sondern auch sinngleiche Äußerungen zu löschen. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel

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