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Kellnerin bei der Arbeit (Archiv) © de.depositphotos.com

Sprachbarriere? Kein Problem.

Flüchtlinge wirken dem Fachkräftemangel in der Gastronomie entgegen

Der Fachkräftemangel zieht sich längst durch alle Branchen. Besonders betroffen ist die Gastronomie. Zwei Gastwirte berichten, wie die Zusammenarbeit mit Geflüchteten bei ihnen läuft und ob die Sprachbarriere wirklich ein Problem darstellt.

Von Mittwoch, 25.10.2023, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 25.10.2023, 10:15 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Das Restaurant Waldschänke im Nürnberger Tiergarten ist gut gefüllt an diesem sonnigen Nachmittag. Geschäftsführer Peter Noventa betreibt das Restaurant mit Biergarten seit 26 Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau. „Heute ist ein sehr guter Tag“, sagt er und blickt sich um.

Aus der Küche gehen Kellnerinnen und Kellner ein und aus und tragen fränkische Gerichte an die Tische. Über Fachkräftemangel kann Noventa nicht klagen. „Das liegt hauptsächlich daran, dass wir selbst ausbilden“, sagt der 74-Jährige. Der gebürtige Nürnberger beschäftigt in seinem Lokal Menschen aus aller Welt. Derzeit hat er 30 Angestellte.

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Eine von ihnen ist Asolat Khaitboeva. Die 25-Jährige arbeitet seit einem Jahr in der Waldschänke. Ihr Deutsch ist sehr gut, sie hat nur einen leichten Akzent. Khaitboeva hat in der Waldschänke eine Ausbildung zur Fachkraft für das Gastgewerbe abgeschlossen. Bald steht eine Prüfung zur Restaurantfachfrau an. Wenn sie besteht, wird sie zwei abgeschlossene Berufsausbildungen haben.

„Es gefällt mir sehr gut.“

Vor knapp drei Jahren kam die junge Frau von Usbekistan nach Deutschland. Während ihrer zweijährigen Ausbildung wechselte sie den Betrieb und kam zur Waldschänke. „Es gefällt mir sehr gut. Meine Kollegen sind sehr hilfsbereit“, sagt Khaitboeva.

Noventa hat neun Lehrlinge, die eine Ausbildung zum Koch oder zur Servicekraft absolvieren. „Uns ist wichtig, unseren Azubis viel mit auf den Weg zu geben und eine fundierte Ausbildung zu bieten“, sagt er. „Wir stellen junge Menschen ein, die sonst keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten“, erläutert der Geschäftsführer.

BA: Eine gute Strategie

Um diese zu finden, hält Noventa Kontakt zu Schulen, die ein Berufsvorbereitungsjahr anbieten. Es richtet sich an Schulabgänger, die keinen Ausbildungsbetrieb gefunden haben. „Um diese Leute haben wir uns immer bemüht“, sagte der Gastronom. „Außerdem beschäftigen wir viele Menschen aus Osteuropa und Asien.“ Manchen von ihnen falle Deutsch schwer, sie seien aber in der Praxis sehr gut.

Matthias Kleinschmidt, Pressesprecher der Bundesagentur für Arbeit (BA), hält es für eine gute Strategie, Jugendliche im Berufsvorbereitungsjahr zu kontaktieren. „Wir freuen uns über jeden Ausbildungsbetrieb, der Jugendlichen eine Chance gibt und dabei auch solche Wege geht“, sagte Kleinschmidt dem „Evangelischen Pressedienst“.

Assistierte Ausbildung

Ausbildungsbetrieben rät er, bei der Suche nach Auszubildenden die örtliche Agentur für Arbeit einzuschalten. „Nur wenn wir von einem freien Ausbildungsplatz erfahren, können wir ihn Jugendlichen oder jungen Erwachsenen vorschlagen“, sagt Kleinschmidt.

Eine weitere Möglichkeit für Betriebe, geeignete Azubis zu finden, sei es, das BA-Angebot einer Assistierten Ausbildung anzunehmen. „Mit dieser geförderten Unterstützung können gerade Jugendliche mit Sprachdefizit gefördert und für eine Ausbildung motiviert werden“, sagt Kleinschmidt.

Ich brauche kein perfektes Deutsch

Auch das „Deutsche Haus“ im mittelfränkischen Dinkelsbühl beschäftigt Menschen aus dem Ausland. Derzeit arbeiten sechs Ukrainerinnen im Alter von 20 bis 56 Jahren in dem Hotel mit Restaurant. „Die ersten kamen im April letzten Jahres hier an“, sagt Geschäftsführerin Elena Kellerbauer.

„Ich brauche keine Leute, die perfekt Deutsch können, sondern die arbeiten wollen“, sagt die 35-Jährige, die selbst Russischkenntnisse hat. Eine der sechs Ukrainerinnen spreche sehr gut Deutsch. Sie arbeitet an der Rezeption.

„Gäste total begeistert“

„Die anderen arbeiten in der Buchhaltung, in der Küche oder im Housekeeping“, sagt Kellerbauer. Eine von ihnen arbeitet außerdem im Service. „Die Gäste sind total begeistert davon, dass sie ihre Arbeit so gut und mit Freude macht.“ Zweimal in der Woche besuchen die Frauen einen Sprachkurs.

Auch bei der Besetzung ihrer Ausbildungsstellen greift Kellerbauer auf Ausländer zurück. Seit August hat sie zwei Azubis aus Tadschikistan angestellt, die das Sprachniveau B1 haben. „Bis jetzt leisten die beiden sehr gute Arbeit. Ich bin auf Ausländer angewiesen, weil ich kaum deutsche Azubis bekomme.“ (epd/mig) Aktuell Wirtschaft

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