IfW-Studie
Entwicklungshilfe senke Flüchtlingszahlen kaum
Eine neue Studie warnt vor zu großen Erwartungen an Entwicklungshilfe als Lösung gegen hohe Flüchtlingszahlen. Hohe Zäune und Grenzüberwachung seien aber auch nicht geeignet. Die Studienautoren schlagen eine Alternative vor.
Donnerstag, 19.10.2023, 18:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 19.10.2023, 15:28 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Entwicklungshilfe kann nach Einschätzung des Kiel Instituts für Wirtschaftsforschung (IfW) sogenannte „irreguläre Migration“ – gemeint ist die Einreise von Geflüchteten ohne Visum – nicht dauerhaft reduzieren. In einer neuen Studie kommt das Institut „zu dem Ergebnis, dass Entwicklungshilfe die Zahl der Asylsuchenden nur vorübergehend senken kann – in den instabilsten Ländern wirkt sie zu diesem Zweck überhaupt nicht“.
Angesichts steigender Flüchtlingszahlen würden fast täglich neue Vorschläge zur Eindämmung „irregulärer Migration“ diskutiert, sagte IfW-Präsident Moritz Schularick laut Mitteilung. „Ob sie wirksam sind, ist oft unklar, da Belege fehlen.“ Daher hätten IfW-Forscher nun den Einfluss von Entwicklungshilfe auf Migration mit neuen Daten untersucht und „dabei eine der sehr häufig in der Politik vertretenen Annahmen widerlegt“, so der Chef des Kieler Instituts.
Entwicklungshilfe kein Allheilmittel
In den vergangenen Jahren hätten Europa und die USA Milliarden Euro und Dollar ausgegeben, um auf dem Weg der Entwicklungshilfe die Flucht aus ärmeren Ländern zu bremsen. „Die Idee ist einfach: Entwicklungshilfe soll die Ursachen irregulärer [sic] Migration in den Herkunftsländern verringern wie Armut, mangelnde Chancen und Unsicherheit“, hieß es. „Mit besseren Lebensbedingungen vor Ort würde die Auswanderung weniger attraktiv, so die Annahme.“
Die Ergebnisse der Studie legen laut IfW aber nahe, dass nur eine unrealistisch starke Erhöhung der Entwicklungshilfe einen Großteil der Migration verhindern würde. „Die Wirkung der Entwicklungshilfe gegen irreguläre Migration ist daher nicht das Allheilmittel, wie es politische Entscheidungsträger oft darstellen oder sich erhoffen, und sollte nicht überschätzt werden“, so das Fazit. Im Laufe der Zeit führt Entwicklungshilfe der Studie zufolge eher zu einem Anstieg regulärer Migration, zu der Arbeits-, Studien- und Familienmigration gehören.
Zäune und Grenzüberwachung helfen auch
„Das Problem ist komplex“, sagte der Mitautor der Studie, Tobias Heidland. „Man kann versuchen, irreguläre Migration mit Entwicklungshilfe einzudämmen, aber man muss realistisch hinsichtlich der Wirksamkeit sein. Entwicklungshilfe ist nicht die Lösung.
Zäune zu bauen und Grenzen zu überwachen wird irreguläre Migration ebenfalls nicht vollständig stoppen – insbesondere angesichts der Situation am Mittelmeer.“ Als Alternative schlägt Heidland unter anderem mehr Flüchtlingsschutz in der Nähe von Konfliktzonen und mehr legale Wege für Migration vor. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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