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„Schäbiges Wahlmanöver“?

Abschlussbericht zu Hanau-Ausschuss kommt später

Um den Abschlussbericht des Hanau-Ausschusses gibt es im Landtag schon Streit, bevor er überhaupt vorgelegt wurde. Damit wird der Untersuchungsausschuss zu dem rassistischen Anschlag doch noch zum Wahlkampfthema.

Mittwoch, 20.09.2023, 17:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 20.09.2023, 13:34 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Abschlussbericht zum Hanau-Untersuchungsausschuss hätte laut Forderungen aus den Reihen der Landtagsopposition vor der Hessen-Wahl am 8. Oktober vorliegen müssen. Dass seine Einbringung nun hinter diesen Termin rutsche, sei entgegen aller parlamentarischen Gepflogenheiten, sagte die innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Heike Hofmann, am Mittwoch in Wiesbaden. Es widerspreche der Ehrlichkeit gegenüber den Wählern, die wissen sollten, welche Schlüsse die einzelnen Fraktionen aus dem rassistischen Anschlag zögen.

Die Linken-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Kula erklärte, die Verschiebung des Berichts auf einen Zeitpunkt nach der Wahl durch die Stimmen von CDU und Grünen sei ein „schäbiges Wahlmanöver, denn der Untersuchungsauftrag lautete, mögliches Behördenversagen öffentlich aufzuklären“. Die Öffentlichkeit habe ein Recht darauf zu erfahren, wo und wie die Polizei und andere hessische Behörden versagt hätten und wie die Bilanz schwarz-grüner Innenpolitik aussehe – und zwar vor der Wahl, erklärte Kula.

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CDU weist Vorwurf zurück

Der CDU-Obmann im Ausschuss, Jörg Michael Müller, wies den Vorwurf einer Verzögerung zurück. Das ambitionierte Ziel der Vorlage des Berichts noch vor den Plenarsitzungen im Juli sei aufgrund diverser Manöver und neuer Beweisanträge der Oppositionsfraktionen nicht zu erreichen gewesen.

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Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Deutscher in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst. Der Ausschuss soll klären, ob es rund um die Tat zu Behördenversagen gekommen war. Die nächste Sitzung ist für Donnerstag (21. September) geplant. Womöglich wird dann das Ende der Beweisaufnahme beschlossen.

Vanessa Gronemann von den Grünen sagte, ihre Fraktion halte es für wichtig, dem Abschlussbericht genügend Zeit und Raum außerhalb des Wahlkampfes zu geben. Sie verwies darauf, dass nach wie vor Akten kämen, die gesichtet werden müssten.

Grüne bedauern Versäumnisse

Ein Ergebnis des Ausschusses ist nach den Worten von Gronemann, dass der Notruf der Polizei zum Zeitpunkt der Tat nicht ausreichend besetzt gewesen sei. Zu den Versäumnissen gehöre zudem eine fehlende Sensibilität im Umgang mit den Überlebenden und Angehörigen, etwa bei der Überbringung der Todesnachrichten und beim Thema Obduktion. Sie persönlich bedaure es, dass es bisher von offizieller Seite keine Entschuldigung bei den Opferfamilien für die Versäumnisse gegeben habe, sagte Gronemann.

Der FDP-Obmann im Ausschuss, Jörg-Uwe Hahn, sagte: „Ein gravierendes Versäumnis war die unzureichende Notruf–Infrastruktur der zuständigen Polizeistation, die zur fehlenden Erreichbarkeit des Notrufs in der Tatnacht führte.“ Es sei ein Unding, dass die damalige Leitung des Polizeipräsidiums Südosthessen hierfür nicht die Verantwortung übernehme. Obgleich die Polizei am Tatabend insgesamt gute Arbeit geleistet habe, sei die Betreuung der Angehörigen teils inakzeptabel gewesen. „Den Betroffenen ist kein ausreichendes seelsorgerisches Angebot gemacht worden“, sagte Hahn. (dpa/mig) Aktuell Politik

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