Solinger Anschlag

Aus Mercimek-Platz wird Mevlüde Genç-Platz

Ende Mai jährt sich der rassistische Brandanschlag von Solingen zum 30. Mal. Die Familie Genç appelliert an Politik und Gesellschaft, mehr gegen Rassismus zu tun. Zum Gedenktag wird der nach dem Heimatdorf der Familie Genç benannte Mercimek-Platz umbenannt.

Donnerstag, 18.05.2023, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 18.05.2023, 11:11 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

30 Jahre nach dem rassistischen Brandanschlag von Solingen bleibt der Kampf gegen Fremdenhass und Rassismus nach Ansicht der betroffenen Familie Genç weiter eine wichtige Aufgabe für Politik und Gesellschaft. Man habe in Deutschland nach wie vor „ein Rassismusproblem“, das Sorgen bereite, sagte Hatice Genç anlässlich des Jahrestages des Anschlages, der sich an Pfingstmontag (29. Mai) zum 30. Mal jährt. Deshalb müsse der Fremdenhass weiterhin auf „allen Ebenen“ bekämpft werden. Wichtig ist es nach Ansicht der Familie auch, Themen wie Rassismus und Fremdenhass gerade unter Kinder und Jugendlichen konsequent zu bekämpfen und etwa im Schulunterricht immer wieder zu thematisieren.

Bei dem Anschlag auf das Wohnhaus der Familie Genç waren am 29. Mai 1993 fünf Frauen und Mädchen getötet worden – darunter zwei Töchter des Ehepaares Hatice und Kamil Genç. Der Schmerz über den Verlust der Kinder dauere auch 30 Jahre nach der Tat an, betonte Hatice Genç. Um die Verstorbenen zu würdigen und an ihr Schicksal zu erinnern, wünscht sich die Familie, die Namen der verstorbenen Mädchen und Frauen in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Sinnvoll wäre es nach Ansicht der Angehörigen etwa, die Namen der Toten im Schulunterricht zu nennen oder öffentliche Einrichtungen wie Schulen nach ihnen zu benennen.

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Nach dem Tod von Mevlüde Genç findet der Gedenktag in diesem Jahr erstmals ohne das im vergangenen Oktober verstorbene Familienoberhaupt statt. Mevlüde Genç war trotz des gewaltsamen Tods von zwei Kindern, einer Nichte und zwei Enkeln als Versöhnerin und Mahnerin für Toleranz und Verständigung zwischen den Menschen bekannt geworden. Seine Mutter sei eine „sehr starke Person gewesen, die unsere Gefühle am besten zum Ausdruck gebracht hat“ erklärte Kamil Genç. Diese Aufgabe müsse nun auf mehrere Schultern innerhalb der Familie verteilt werden.

Aus Mercimek-Platz wird Mevlüde Genç-Platz

Positiv anzumerken sei, dass beim Gedenken nun stärker die Opfer in den Mittelpunkt rückten, erklärten die Angehörigen. So ist unter anderem eine Ausstellung im Zentrum für verfolgte Künste geplant, in der die Biografien der Opfer vorgestellt werden. Ausdrücklich würdigt die Familie auch, dass zum Gedenktag führende Politiker aus Deutschland und der Türkei ihr Kommen zugesagt hätten. Das sei ein „wichtiges Zeichen“, sagte Hatice Genç.

Zur Gedenkfeier am 29. Mai werden in diesem Jahr auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und weitere Vertreter von Bund und Land erwartet – unter anderem NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). Zudem soll bereits am Vortag der Solinger Mercimek-Platz in Mevlüde Genç-Platz umbenannt werden. Der Mercimek-Platz wurde bereits 2012 nach dem Heimatdorf der Familie Genç in der türkischen Provinz Amsya benannt, wo die Verstorbenen begraben wurden. (epd/mig) Aktuell Panorama

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