Entfernte Häfen
„Geo Barents“ rettet Hunderte Geflüchtete im Mittelmeer und wird schikaniert
In weniger als zwölf Stunden hat die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ mehr als 330 Geflüchtete im Mittelmeer gerettet. Viele von ihnen sind minderjährig. Italien hat den Menschen den 1.245 Kilometer entfernten Hafen La Spezia zugewiesen.
Dienstag, 02.05.2023, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 03.05.2023, 5:26 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die „Geo Barents“ hat erneut Hunderte Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet. In weniger als zwölf Stunden seien mehr als 330 Menschen an Bord genommen worden, teilte die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“, die das Schiff betreibt, am Dienstag auf Twitter mit. Demnach haben die italienischen Behörden den Seenotrettern kurz nach den Einsätzen den nördlichen Hafen von La Spezia zugewiesen.
Den Angaben zufolge hatte die Schiffscrew bei einem ersten vierstündigen Einsatz am Montag zunächst etwa 300 Menschen aus einem überfüllten Holzboot gerettet. Wie „Ärzte ohne Grenzen“ am Dienstagmorgen mitteilte, wurden bei einem zweiten Einsatz in internationalen Gewässern vor Malta 36 weitere Personen an Bord genommen.
Seenotrettern werden weit entfernte Häfen zugewiesen
Ohne den Einsatz der zivilen Seenotretter hätten die Menschen auf dem Meer sterben können, erklärte die Hilfsorganisation. Unter den Überlebenden seien 52 Mädchen und Frauen, von denen drei schwanger seien, sowie 80 Minderjährige. Die Hilfsorganisation kritisierte, dass La Spezia etwa 1.245 Kilometer vom Einsatzort entfernt sei. Ebenso geeignete Häfen wie Palermo oder Augusta seien deutlich näher.
Die rechtsgerichtete italienische Regierung hat privaten Rettungsschiffen zuletzt häufig weit entfernte Häfen zugewiesen. Die Seenotretter warnen, dass ihre Präsenz in den Einsatzgebieten dadurch verkürzt werde.
Mittelmeer, eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt
Auch die „Ocean Viking“ erreichte am Dienstagmorgen mit 168 Menschen den ebenfalls nördlich gelegenen Hafen Civitavecchia. Nach Angaben der Betreiberorganisation SOS Méditerranée waren die Menschen in den vergangenen Tagen bei mehreren Einsätzen im Mittelmeer gerettet worden. Zu dem Hafen habe das Schiff mehr als 940 Kilometer zurücklegen müssen.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Eine staatliche getragene Seenotrettungsmission gibt es derzeit nicht. Lediglich die Schiffe privater Seenotretter halten Ausschau nach in Not geratenen Schutzsuchenden. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn des Jahres 906 Menschen beim Versuch der Überfahrt gestorben oder werden vermisst. (epd/mig) Aktuell Panorama
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