Sinti und Roma

Kulturstaatsministerin Roth fordert Anerkennung

Hunderttausende Sinti und Roma fielen dem NS-Völkermord an der Minderheit zum Opfer. Zum Jahrestag des „Auschwitz-Erlasses“ von 1942 wurde in der Gedenkstätte Sachsenhausen an sie erinnert. Kulturstaatsministerin Roth forderte Gleichberechtigung.

Donnerstag, 15.12.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 15.12.2022, 14:08 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Zum 80. Jahrestag der Unterzeichnung des „Auschwitz-Erlasses“ zur Deportation der Sinti und Roma ist in der brandenburgischen Gedenkstätte Sachsenhausen an die Opfer des NS-Völkermordes erinnert worden. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) forderte Anerkennung und Gleichberechtigung für die Angehörigen der Minderheit. Sie werde „auch weiterhin alles für eine umfassende Gleichberechtigung der Sinti und Roma tun“, betonte sie am Donnerstag anlässlich des Gedenkens in Oranienburg.

Es seien mehr Miteinander, kulturelle und politische Bildung notwendig, betonte Roth. Auch „mehr Sichtbarkeit des so großen kulturellen Reichtums von Sinti und Roma“ sei wichtig. Der Präsident des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose, erklärte, es sei Aufgabe der heutigen Gesellschaft und ihrer Institutionen, den Antiziganismus zu ächten.

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Beim Gedenken und Erinnern gehe es nicht darum, der heutigen Generation in Deutschland Schuld zu übertragen, sagte Rose: „Der Sinn des Erinnerns besteht vielmehr in der gelebten Verantwortung für die Gegenwart und für unseren demokratisch verfassten Rechtsstaat.“ Sinti und Roma seien gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger ihrer europäischen Heimatländer, in denen sie Staatsbürger sind und in denen sie seit Jahrhunderten leben.

Blick in die Vergangenheit für die Zukunft

Der Blick in die Vergangenheit müsse dazu dienen, die „fundamentale Bedeutung von gegenseitigem Respekt und Solidarität in Gegenwart und Zukunft“ besonders hervorzuheben, betonte Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten: Nur so könne gewährleistet werden, „dass die Würde jedes Menschen tatsächlich unantastbar ist und dass wir Vielfalt nicht nur respektieren, sondern als Existenzgrundlage und Lebenselixier unserer Gesellschaft begreifen“.

An der Gedenkveranstaltung nahmen nach Stiftungsangaben rund 80 Menschen teil, darunter auch drei Überlebende des Völkermordes. Am zentralen Gedenkort „Station Z“, der früheren Hinrichtungsstätte des Konzentrationslagers Sachsenhausen, wurden Kränze niedergelegt.

„Auschwitz-Erlass“ vom 16. Dezember 1942

Der von SS-Reichsführer Heinrich Himmler unterzeichnete „Auschwitz-Erlass“ vom 16. Dezember 1942 schuf laut Gedenkstättenstiftung die Grundlage für die Deportation von Sinti und Roma aus ganz Europa in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Hunderttausende wurden von den Nationalsozialisten während des Holocaust in Zwangslagern und durch sogenannte Einsatzgruppen ermordet. Im KZ Sachsenhausen in Oranienburg waren rund 1.000 Sinti und Roma inhaftiert.

Der Bundesrat gedenkt am Freitag in seiner Plenarsitzung in Berlin der Opfer des Völkermordes. In Anwesenheit von Vertreterinnen und Vertretern der Opferverbände will Bundesratspräsident Peter Tschentscher dort nach Angaben der Länderkammer eine Gedenkansprache halten. Danach sollen Vertreterinnen und Vertreter des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, der Sinti-Allianz und der Bundesvereinigung der Sinti und Roma zu einem Gespräch empfangen werden. Die Gedenkveranstaltungen des Bundesrats mit Opferverbänden gibt es den Angaben zufolge seit 1994 immer am letzten Plenartag des Jahres. (epd/mig) Aktuell Panorama

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