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Menschen warten am Flughafen auf ihre Koffer (Symbolfoto) © 123rf.com

Statistiker

Ohne Einwanderung schrumpft Deutschland

Wenn jährlich 180.000 Menschen nach Deutschland einwandern, wird die Bevölkerung im Jahr 2070 auf 75 Millionen schrumpfen. Das reicht nicht, prognostizieren Experten. Erforderlich seien jedes Jahr 290.000 Einwanderer.

Montag, 05.12.2022, 17:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 06.12.2022, 7:54 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Bei einer dauerhaften Einwanderung von rund 400.000 Menschen pro Jahr könnte die Bevölkerung in Deutschland nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes bis 2070 auf 90 Millionen Einwohner anwachsen. Das geht aus der am Freitag in Berlin vorgestellten 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung der Statistiker hervor. Sie haben dazu drei Szenarien zur Entwicklung der Bevölkerungszahl in den kommenden fünf Jahrzehnten durchgerechnet. Aktuell zählt Deutschland 84 Millionen Einwohner.

Bei einer jährlichen Nettoeinwanderung von durchschnittlich 290.000 Personen würde die Bevölkerungszahl bis 2031 auf 85 Millionen Menschen anwachsen und dann bis 2070 auf 83 Millionen zurückgehen, sagte der Leiter der Abteilung Bevölkerung im Statistischen Bundesamt, Karsten Lummer. Bei einer niedrigen Nettoeinwanderung von 180.000 Personen pro Jahr würde die Bevölkerungszahl auf 75 Millionen Menschen im Jahr 2070 sinken.

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„Langfristige Bevölkerungsvorausberechnungen sind keine Prognosen“, betonte Lummer. Sie lieferten „Wenn-Dann-Aussagen“ und zeigten, wie sich die Bevölkerung und deren Struktur unter bestimmten Annahmen verändern würden. Grundlage der Berechnungen sind die Faktoren Geburtenhäufigkeit (derzeit bei 1,58 Kindern je Frau), Lebenserwartung (78,5 Jahre bei Männern, 83 Jahre bei Frauen) und Außenwanderungssaldo.

Die meisten kommen aus dem EU-Ausland

Das Gros der Nettoeinwanderung komme aktuell aus dem europäischen Ausland nach Deutschland, sagte der Leiter der Gruppe Demografie und Arbeitsmarkt, Stephan Lüken. Insbesondere die Staaten Osteuropas stünden aber auch vor einer starken Überalterung. „Dadurch könnten ihre Fachkräfte auf dem einheimischen Arbeitsmarkt gebraucht werden“, sagte Lüken.

Ohne Einwanderung wäre die deutsche Bevölkerung dabei schon seit längerer Zeit geschrumpft. Seit 1972 sterben hierzulande mehr Menschen als geboren werden. 2021 lag das Geburtendefizit laut Lüken bei 230.000. Ohne Nettoeinwanderung und bei einer moderaten Entwicklung der Geburtenhäufigkeit und der Lebenserwartung würde das jährliche Geburtendefizit bis 2055 auf 540.000 zunehmen und anschließend bis 2070 leicht sinken. Vermindert werde es nur durch Einwanderung.

Spürbare Alterung

Deutschland erlebe derzeit eine spürbare Alterung des Erwerbspersonenpotenzials, weil die Babyboomer demnächst in Rente gehen, sagte Lüken. Aktuell gehörten 51,4 Millionen Menschen der Altersgruppe von 20 bis 66 Jahren an. Das entspreche 62 Prozent der Bevölkerung.

Selbst bei einer hohen Nettoeinwanderung rechnet das Bundesamt bis Mitte der 2030er Jahre mit einer Abnahme um 1,6 Millionen Menschen in der erwerbstätigen Bevölkerung. Bei niedriger Nettoeinwanderung könne die Zahl sogar um 4,8 Millionen Personen sinken. 2070 könnte ihr Anteil bei nur noch 54 Prozent liegen. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel

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