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Experten mahnen

Zu wenig Personal für humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt

Deutschland hat seine Ausgaben für humanitäre Hilfe in den vergangenen Jahren massiv gesteigert und ist jetzt zweitgrößter Geldgeber weltweit. Experten finden aber, dass die Bundesrepublik zu wenig Einfluss nimmt auf die Bewältigung von Krisen. Grund: Zu wenig Personal.

Mittwoch, 17.08.2022, 19:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 19.08.2022, 7:53 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Um die zunehmenden Krisen weltweit besser zu bewältigen, braucht Deutschland nach Angaben von Fachleuten mehr Personal in der humanitären Hilfe. Die Bundesrepublik sei mittlerweile mit mehr als 2,5 Milliarden Euro jährlich nach den USA der zweitgrößte Geber für humanitäre Hilfe, sagte der Direktor des Centre for Humanitarian Action e.V. (CHA), Ralf Südhoff. Deutschland werde dieser gewichtigen Rolle aber nur bedingt gerecht, fügte Südhoff am Dienstag in Berlin anlässlich des Welttages der humanitären Hilfe am 19. August hinzu.

Vor allem in den drei humanitären Referaten des Auswärtigen Amtes brauche es einen „substanziellen Personalaufwuchs“, sagte Südhoff und verwies unter anderem auf Schweden. Dort stünden gemessen an den jährlichen Mitteln fast dreimal so viele Mitarbeitende zur Verfügung.

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So kämen dort auf einen Mitarbeiter neun Millionen Euro, die er oder sie einsetzen kann. In Deutschland verwalte ein Mitarbeiter 27,9 Millionen Euro. Während die Schweden dank mehr Personal ihre Mittel zielgenauer vor Ort einsetzen könnten, gingen die deutschen Mittel oft an große Hilfs- oder UN-Organisationen. Südhoff forderte auch eine engere Verzahnung von Auswärtigem Amt und Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

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Schere zwischen Hilfe und Bedarf geht auseinander

Die Welt stehe vor der größten Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg, sagte der frühere Leiter des Berliner Büros des UN-Welternährungsprogramms. Der Ukraine-Krieg verschärfe dabei eine bereits bestehende Krise. Durch Kriege und Konflikte, Wetterkatastrophen und Wirtschaftskrisen seien aktuell 305 Millionen Menschen weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zum Jahresanfang 2022 waren es noch 247 Millionen Menschen.

Gleichzeitig gehe die Schere zwischen den zur Verfügung stehenden Mitteln und den globalen Bedarfen weiter auseinander, obwohl Deutschland seinen Anteil in knapp zehn Jahren um das 20-fache gesteigert habe. In diesem Jahr könne mit dem vorhandenen Geld ein Drittel des weltweiten Bedarfs an humanitärer Hilfe abgedeckt werden (32,15 Prozent). Vor zehn Jahren, im Jahr 2012, waren es noch knapp zwei Drittel (62,8 Prozent). Auch die Bedingungen für humanitäre Hilfe werden laut Südhoff immer schwieriger, die Angriffe auf Helfer mehrten sich.

Deutschland füllt Rolle nicht aus

Laut einer noch nicht veröffentlichten Umfrage des CHA unter Experten der globalen entwicklungspolitischen Szene spielt Deutschland für ein Drittel der Befragten noch keine angemessene Rolle in der globalen humanitären Hilfe. Jeder Vierte findet, dass die Bundesrepublik trotz des hohen Eigenbeitrags zu wenig Einfluss auf das System hat und diese Rolle nicht ausfüllt.

Das 2019 gegründete Centre for Humanitarian Action ist eine Denkfabrik im Bereich Entwicklungspolitik und humanitäre Hilfe. Träger sind unter anderem die Diakonie Katastrophenhilfe, die Caritas International, das Deutsche Rote Kreuz und „Ärzte ohne Grenzen“. (epd/mig) Aktuell Panorama

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