Synagoge, Stern, David, Kuppel, Religion
Eine jüdische Synagoge © Will Palmer auf flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Erstes Halbjahr 2021

Antisemitische Vorfälle in Berlin wieder angestiegen

„Hitergruß“ vor einem Mann mit Kippa, Beleidigungen wie „Scheiß Juden“ oder gar gewalttätige Angriffe: Der Antisemitismus ist in der Hauptstadt präsenter denn je. Das geht aus einem Bericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin hervor.

Freitag, 10.12.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 09.12.2021, 14:48 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Anzahl antisemitischer Vorfälle in Berlin ist im ersten Halbjahr 2021 gegenüber der ersten Jahreshälfte des Vorjahres wieder angestiegen. Insgesamt wurden zwischen Januar und Ende Juni 522 Vorfälle bekannt. Das waren 75 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres (447), wie die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (Rias Berlin) am Donnerstag mitteilte.

Im Schnitt seien Rias Berlin jeden Tag knapp drei antisemitische Vorfälle bekannt geworden. Registriert wurden demnach in den ersten sechs Monaten zwölf Angriffe, 22 gezielte Sachbeschädigungen, 15 Bedrohungen, 447 Fälle „verletzenden Verhaltens“ wie etwa Äußerungen und Online-Kommentare sowie 26 antisemitische Massenzuschriften.

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Die Querdenkerszene

Sigmount Königsberg, Beauftragter gegen Antisemitismus der Jüdischen Gemeinde Berlin, erklärte zu den neuen Zahlen: „Wie bereits 2020 werden aus Teilen des ‚Querdenker‘-Milieus antisemitische Verschwörungsmythen propagiert sowie die Schoa und die NS-Zeit relativiert und bagatellisiert.“

Berlins Antisemitismus-Beauftragter Samuel Salzborn betonte, Vorfälle häuften sich, wenn Antisemiten Vorwände finden, um ihren Hass zu rechtfertigen. Dies sei zuletzt im Kontext der verschwörungsideologischen „Querdenkerszene“ und bei antiisraelischen Demonstrationen im Frühjahr sichtbar geworden.

Israelbezogener Antisemitismus

In 98 Vorfällen waren Personen direkt betroffen, insgesamt 128. 87 der Betroffenen waren jüdisch oder israelisch „oder wurden als solche adressiert“, wie es in dem rund 50 Seiten umfassenden Bericht heißt. 252 der 292 betroffenen Institutionen seien ebenfalls jüdisch oder israelisch gewesen.

Die häufigste inhaltliche Erscheinungsform im ersten Halbjahr 2021 war Rias zufolge der israelbezogene Antisemitismus, dem mit 251 fast die Hälfte der 522 Vorfälle zugeordnet wurden. Allein im Mai habe Rias 211 antisemitische Vorfälle gezählt, so viele wie in keinem anderen Monat seit Beginn der systematischen Dokumentation im Jahr 2015. Hintergrund dafür waren unter anderem Anfeindungen, die sich gegen Berliner Juden richteten und im Zusammenhang mit der erneuten Eskalation im Nahostkoflikt standen. Die Unterscheidung von Israelkritik und israelbezogenem Antisemitismus ist umstritten.

Antisemitische Deutung der Pandemie

Außerdem wurden insgesamt 78 antisemitische Vorfälle, darunter 20 Versammlungen, mit Bezug zur Corona-Pandemie registriert. Die antisemitische Deutung der Pandemie sei damit weiter ein Thema, wenn auch in geringerem Umfang als 2020. In den vergangenen Jahren dokumentierte Rias Berlin für die erste Jahreshälfte, einschließlich der Nachmeldungen 515 (2017), 579 (2018) und 457 (2019) Vorfälle.

Die Berliner Polizei registrierte laut einer parlamentarischen Anfrage von Januar bis Juni 2021 insgesamt 161 antisemitische Straftaten in der Hauptstadt. (epd/mig) Aktuell Panorama

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