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Thüringen-Monitor

Ein Drittel anfällig für Verschwörungserzählungen

Die Corona-Krise hat ganz Deutschland weiter fest im Griff. Ein Grund für die Autoren des Thüringen-Monitors, sich im zweiten Jahr in Folge besonders den Auswirkungen der Pandemie auf die politische Kultur im Freistaat zu widmen. Weiter dramatisch sind auch Befunde zu Islamfeindlichkeit und Asyl.

Mittwoch, 08.12.2021, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 07.12.2021, 17:10 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Corona-skeptische Einstellungen werden laut Thüringen-Monitor in der Bevölkerung des Freistaats im bundesvergleich überdurchschnittlich häufig geteilt. Ihr Anteil ging nach den am Dienstag in Erfurt vorgestellten Ergebnissen jedoch im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück. Hielten 2020 noch 35 Prozent der Befragten „das Virus für nicht schlimmer als eine Grippe“, seien dieser Ansicht ein Jahr später nur noch 22 Prozent gewesen, sagte Marion Reiser vom Institut für Politikwissenschaft der Jenaer Schiller-Universität bei der Vorstellung des Monitors.

Für die repräsentative Studie, die in diesem Jahr den Titel „Demokratie in der Corona-Pandemie“ trägt, seien 1.100 Wahlberechtige mit Wohnsitz in Thüringen zwischen dem 4. Juni und dem 3. Juli 2021 – einer Zeit mit sehr niedrigen Corona-Inzidenzen – telefonisch befragt worden. Trotz der im Zuge der Corona-Debatte deutlich gestiegenen Kritik am Pandemiemanagement, den heftig umstrittenen Eindämmungsmaßnahmen und des von der Anti-Corona-Bewegung geäußerten Narrativs einer „Corona-Diktatur“ sei auf Basis der Ergebnisse des Thüringen-Monitors keine Demokratie- bzw. Vertrauenskrise zu erkennen, erklärte Reiser. Obschon die Zahl der Corona-Skeptiker im Vergleich zum Vorjahr gesunken sei, stellten sie jedoch weiterhin eine große Herausforderung für die politische Kultur im Freistaat dar. Gleichzeitig sei auch der Glaube an Verschwörungserzählungen weit verbreitet.

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Deutlicher Rückgang von Antisemitismus

Im Bereich der Antisemitismus-Messung habe es 2021 einen markanten Rückgang bei der Zustimmung zur Aussage „Die Juden haben einfach etwas Besonderes und Eigentümliches an sich und passen nicht so recht zu uns“ gegeben. Der Anteilswert war 2019 auf 16 Prozent gestiegen, hatte sich 2020 halbiert und liegt laut Reiser 2021 bei vier Prozent. Entwarnung könne jedoch nicht gegeben werden, da der Antisemitismus vielfältige Formen auspräge. So glaube ein Fünftel der Befragten weiter: „Juden versuchen heute Vorteile daraus zu ziehen, dass sie während der Nazi-Zeit die Opfer gewesen sind.“

Einen Rückgang verzeichneten auch Zustimmungswerte zu „migrantenfeindlichen“ Aussagen – wenn auch deutlich geringer. Der Aussage „Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet“ stimmten 42 Prozent der Befragten zu. Im Vorjahr betrug hier die Zustimmungsquote noch 44 Prozent.

Weiter hohe Ablehnung von Muslimen und Asylbewerbern

Ein ebenso dramatisches Bild geben Thüringer bei ihren Einstellungen gegenüber Muslimen ab. Der Aussage „Die meisten in Deutschland lebenden Muslime akzeptieren nicht unsere Werte, so wie sie im Grundgesetz festgeschrieben sind“ stimmten 39 Prozent aller Befragten zu. Frauen stimmten dieser Aussage signifikant häufiger (48 Prozent) zu. Im Jahr 2020 lag der Gesamt-Zustimmungswert bei 47 Prozent.

Einen Rückgang weist die Studie auch bei der Zustimmung zur Aussage „Die meisten Asylbewerber befürchten nicht wirklich, in ihrem Heimatland verfolgt zu werden“ aus. Hier liegt die Zustimmungsquote mit 43 Prozent zwar deutlich unter dem Vorjahreswert von 54 Prozent, verharrt aber weiter auf hohem Niveau. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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