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Mehr Einreisen nach Deutschland

Massenflucht aus Afghanistan vorerst ausgeblieben

Die große Flüchtlingsbewegung aus Afghanistan ins Ausland ist UN-Angaben zufolge aufgeblieben. Mehr als eine halbe Million sind innerhalb des Landes auf der Flucht. Das Bundesinnenministerium indes meldet einen Anstieg von Einreisen aus dem Land. Migrationsexperte fordert Aufnahmeprogramme.

Dienstag, 07.09.2021, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 06.09.2021, 15:57 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die befürchtete Massenflucht von Afghanen in die Nachbarländer ist laut den UN bisher nicht eingetreten. Es seien keine großen Flüchtlingsbewegungen aus dem Land am Hindukusch zu erkennen, sagte der Sprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Babar Baloch, bei einer Videokonferenz in Genf. Die Vereinten Nationen hatten nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban vor knapp drei Wochen von einem Exodus über Land gewarnt.

Dennoch bereiten sich die UN weiter auf eine Massenflucht vor. Im schlimmsten Fall könnten mehr als 515.000 Afghanen aus dem Krisenland fliehen, sagte Baloch. Das UNHCR stelle humanitäre Güter in Pakistan und anderen Nachbarändern von Afghanistan bereit. Der Sprecher berichtete von dem üblichen Geschäftsverkehr zwischen beiden Ländern. Auch sei nicht zu beobachten, dass seit der Machtübernahme der Taliban Mitte August afghanische Flüchtlinge aus Pakistan zurück in ihre Heimat gekehrt seien.

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248 Ortskräfte angekommen

Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums indes teilte mit, dass nach dem Ende der militärischen Evakuierungsoperation weitere Menschen aus Afghanistan nach Deutschland gekommen sind. Den Angaben nach kamen 334 Personen auf anderem Wege in die Bundesrepublik, unter anderem aus der katarischen Hauptstadt Doha. Die Zahl der Einreisen im Zusammenhang mit der internationalen Evakuierungsoperation, an der auch die Bundeswehr beteiligt war, erhöht sich damit auf 4.921, darunter knapp 500 Deutsche.

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Die überwiegende Mehrheit der Menschen sind Afghanen. 248 von ihnen sind nach aktuellem Stand des Ministeriums ehemalige Ortskräfte der Deutschen in Afghanistan. Mit ihnen kamen 918 Familienangehörige, wie die Sprecherin sagte. Auch diese Zahl der Ortskräfte mit Familien hat sich gegenüber dem Stand von vergangener Woche erhöht. Die Behörden können noch nicht in jedem Fall sagen, wer die Menschen sind. Die Behörden prüfen deren Identität. Dabei finden auch Sicherheitsüberprüfungen statt.

Migrationsexperte: Mehr Flüchtlinge umsiedeln

Der Migrationsexperte Gerald Knaus fordert derweil die Bundesregierung auf, mehr schutzbedürftige Flüchtlinge direkt aus Krisenregionen aufzunehmen. Deutschland solle wie Kanada oder Schweden verfahren und sich dazu bereiterklären, jährlich eine Gruppe in der Größe von 0,05 Prozent seiner Bevölkerung im Rahmen eines sogenannten Resettlements umzusiedeln, also rund 41.000 Menschen, sagte Knaus der Tageszeitung „Die Welt“.

Bei einem Resettlement identifiziert das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen besonders gefährdete Flüchtlinge in Erstaufnahmestaaten wie Jordanien, Kenia und der Türkei und schlägt sie zur Umsiedlung in andere Länder vor. „Resettlement stellt sicher, dass die wirklich Hilfsbedürftigen nach Europa kommen“, sagte Knaus. Es sei „fairer als ungesteuerte Flüchtlingsbewegungen“, weil auch Frauen und Kinder eine Chance auf Aufnahme hätten. Diese begäben sich in der Regel nicht auf gefährliche Fluchtrouten, sondern vor allem „wagemutige Männer“.

UN: 558.000 Binnenflüchtlinge seit Jahresbeginn

Die Integration dieser Gruppe gelinge zudem leichter, weil ihr besonderer Schutzbedarf schon bei Einreise feststehe. Auch sende ein Resettlement an die Erstaufnahmestaaten ein wichtiges Signal, argumentierte Knaus. Man zeige ihnen, dass man sie bei der Bewältigung der Flüchtlingssituation nicht nur mit Geld unterstütze, sondern auch ganz praktisch durch die Abnahme einiger besonders schutzbedürftiger Menschen.

UN-Angaben zufolge sind seit Beginn des Jahres mehr als 558.000 Menschen innerhalb des Landes am Hindukusch vor Terror und Gewalt und geflüchtet. Zudem evakuierten mehrere Staaten wie die USA und Deutschland in der zweiten Augusthälfte etwa 150.000 Menschen in Flugzeugen aus der Hauptstadt Kabul. In den Nachbarländern leben mehr als 2,2 Millionen registrierte Flüchtlinge aus Afghanistan, die meisten davon in Pakistan und dem Iran. Zudem leben in der Region laut UNHCR weitere drei Millionen Afghanen außerhalb ihres Heimatlandes, sie hätten beispielsweise keine gültigen Ausweispapiere. (epd/mig) Aktuell Panorama

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