Deutschland schiebt ab
UN warnt vor mehr zivilen Opfern in Afghanistan
Nach dem Abrücken internationaler Truppen aus Afghanistan steigt die Zahl ziviler Opfer in Afghanistan. UN warnt vor einer dramatischen Zunahme. Deutschland schiebt weiter in das Land ab – und erntet Kritik.
Dienstag, 27.07.2021, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 26.07.2021, 16:10 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Angesichts der Taliban-Offensive in Afghanistan haben die Vereinten Nationen vor einer dramatischen Zunahme ziviler Opfer gewarnt. „Eine bislang beispiellose Zahl von afghanischen Zivilisten wird in diesem Jahr ums Leben kommen und verletzt werden, sofern die Gewaltwelle nicht eingedämmt wird“, sagte die Chefin der UN-Mission für Afghanistan (UNAMA), Deborah Lyons, am Montag in einem Statement.
UNAMA veröffentlichte die Zahlen der Opfer in der Bevölkerung für die ersten sechs Monate des Jahres: Danach wurden zwischen Januar und Juni 2021 in Afghanistan 1.659 Zivilisten als Folge des Konfliktes getötet und 3.254 verletzt. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum sei dies eine Steigerung von 47 Prozent, erklärte die Organisation.
Besonders stark seien die Zahlen im Mai und Juni angestiegen, als die Taliban ihren weiteren Vorstoß begonnen hatten. Während Regierungstruppen für ein Viertel der zivilen Opfer verantwortlich seien, gingen drei Viertel auf das Konto der Taliban und anderer Gruppen, heißt es. Laut dem Bericht sind fast die Hälfte aller Opfer Kinder und Frauen.
Grüne fordern Abschiebestopp nach Afghanistan
Derweil geht die Bundesregierung in ihrem Lagebericht zur Sicherheitslage in Afghanistan weiter davon aus, dass Menschen in das Land abgeschoben werden können. Dafür erntet sie Kritik von den Grünen-Politiker:innen Luise Amtsberg und Omid Nouripour. Sie fordern die Bundesregierung auf, Abschiebungen in das Land zu stoppen.
Die Bundesregierung plane stattdessen „unbeirrt weitere Abschiebungen und rechtfertigt diese auf Basis fataler Fehleinschätzungen“, so Amtsberg und Nouripour. Der Lagebericht des Auswärtigen Amtes zu Afghanistan sei „mit Stand Mai 2021 veraltet“. Er berücksichtige „nicht die aktuellen Entwicklungen rund um den Abzug der Bundeswehr und der internationalen Truppen. Er ist somit für die Einschätzung der Lage völlig unbrauchbar“, so die Grünen-Politiker:innen.
Norwegen, Finnland, Schweden stoppen Abschiebungen
Derweil hat Norwegen nach Finnland und Schweden Abschiebungen nach Afghanistan vorübergehend aussetzt. Sie begründen diesen Schritt mit dem Vorrücken der Taliban und der sich weiter verschlechternden Sicherheits- und humanitären Lage im Land.
Angesichts der Offensive der Taliban hatte die Regierung in Kabul am Samstag eine nächtliche Ausgehsperre für alle Städte des Landes erlassen. Heftige Kämpfe zwischen den Aufständischen und Regierungstruppen gingen auch am Wochenende weiter. Friedensgespräche zwischen den Konfliktparteien sind bislang ohne Ergebnis geblieben. (epd/mig) Aktuell Ausland
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