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Flüchtlinge auf dem Rettungsschiff "Sea-Eye 4" (Archiv) © Guillaume Duez

„Ärzte ohne Grenzen“

Viele Flüchtlinge in Lampedusa traumatisiert

Gewalt und Vergewaltigung – viele Flüchtlinge in Lampedusa sind von ihrer Flucht traumatisiert. „Ärzte ohne Grenzen“ fordert ein Ende der Zusammenarbeit mit Libyen und der Kriminalisierung von Seenotrettern.

Von Montag, 26.07.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 04.11.2021, 9:39 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Viele Flüchtlinge und Migranten, die Lampedusa erreichen, sind nach Angaben der „Ärzte ohne Grenzen“-Menschenrechtsreferentin Bianca Benvenuti von ihrer Flucht traumatisiert. Bei der Ankunft an der Mole und im überfüllten Aufnahmelager der Insel wiesen viele von ihnen Spuren von Gewalt auf, die sie in Libyen erlitten hätten, sagte Benvenuti dem „Evangelischen Pressedienst“: „Schwangere Frauen berichten, dass sie in libyschen Gefängnissen oder illegalen Haftlagern vergewaltigt wurden.“ Libyen sei nicht der sichere Ort, als den die italienischen und die EU-Behörden das Land bezeichneten.

Zurzeit erreichen immer mehr Flüchtlinge und Migranten mit häufig seeuntauglichen Booten Lampedusa. Wegen der hohen Zahl der ankommenden Schutzsuchenden unterstützt „Ärzte ohne Grenzen“ die lokalen Einsatzkräfte auf der Insel mit mehreren Teams. Nach tagelangen Überfahrten ohne ausreichend Wasser und Essen hätten die Menschen häufig medizinische Hilfe nötig, denn sie litten vielfach unter Wassermangel und Unterkühlung, sagte Benvenuti. Traumatische Erlebnisse der Flucht zeigten sich häufig nicht unmittelbar nach der Anlandung, sondern erst später im Aufnahmezentrum.

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Trotz vielfach dokumentierter Menschenrechtsverletzungen in libyschen Internierungslagern erneuerte Italien kürzlich ein Abkommen zur Unterstützung der Küstenwache des nordafrikanischen Landes. Diese Zusammenarbeit stelle das Ziel der „Abschreckung vor den Schutz der Menschen“, kritisierte die „Ärzte ohne Grenzen“-Menschenrechtsreferentin. Der libyschen Küstenwache wird vielfach vorgeworfen, Flüchtlinge illegal zur Rückkehr nach Libyen zu zwingen.

Keine staatlichen Seenotretter

Benvenuti beklagte das Fehlen staatlicher Seenotrettungsoperationen im südlichen Mittelmeer. Flüchtlinge und Migranten würden „entweder nach Libyen zurückgebracht, erreichen Lampedusa aus eigenen Kräften oder sterben“, sagte sie. Es sei besorgniserregend, dass es kaum legale und sichere Einreisemöglichkeiten für Menschen gebe, die über das Mittelmeer nach Europa fliehen.

Das von „Ärzte ohne Grenzen“ betriebene Schiff „Geo Barents“ liegt zurzeit im Hafen von Augusta an der sizilianischen Ostküste, nachdem es nach einem Rettungseinsatz Anfang Juli von den italienischen Behörden aufgrund von technischen Mängeln beschlagnahmt wurde. „Wir sind bereit, die Mängel zu beheben“, sagte Benvenuti. Die Kontrollen der italienischen Behörden zielten jedoch vielfach darauf ab, die Besatzungen an der Arbeit zu hindern. Die Blockade der „Geo Barents“ sei ein weiteres Anzeichen für die Kriminalisierung der Hilfsorganisationen. (epd/mig) Aktuell Panorama

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