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Gebühren für Entwicklungshilfe

Menschen in G7-Staaten zahlen 3,4 Milliarden Euro für Auslandsüberweisungen

Geldüberweisungen von Arbeitsmigranten in die Heimat ist eine wichtige Säule indirekter „Entwicklungshilfe“. Wie eine Analyse von Weltbank-Daten zeigt, profitieren ausgerechnet Banken davon: In G7-Staaten kosten Auslandsüberweisungen Gebühren in Milliardenhöhe. Geld, dass armen Ländern verloren geht.

Mittwoch, 16.06.2021, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 16.06.2021, 14:17 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Vergangene Woche kamen die Staatschefs der sieben führenden Industrienationen (G7) in britischen Carbis Bay zusammen. Unter dem Motto „Build back better“ diskutieren Angela Merkel und ihre Kollegen unter anderem, wie die Gruppe Entwicklungsländer im Zuge der Corona-Pandemie besser unterstützen kann. Eine wesentliche Einkommensquelle dieser Länder sind Auslandsüberweisungen an Familien und Freunde in diese Länder, sogenannte Remissen.

Bei diesen Transaktionen gehen jedoch jedes Jahr Milliarden Euro durch zu hohe Gebühren für die Überweisenden verloren, da die Anbieter mit ihren Preisen weit über dem UN-Nachhaltigkeitsziel von drei Prozent Überweisungskosten liegen. Wie hoch diese Differenz ausfällt, zeigt eine aktuelle Analyse von Weltbank-Daten durch das Technologieunternehmen Wise im Vorfeld des internationalen Tags der Familienüberweisungen am 16. Juni.

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Gebühren aktuell mehr als doppelt so hoch

Laut Prognosen werden Menschen aus den G7-Ländern im Jahr 2021 insgesamt 7,02 Milliarden Euro an Gebühren für Remissen zahlen. Dies entspricht mit durchschnittlich 6,5 Prozent des Überweisungsbetrages mehr als dem Doppelten der UN-Zielvorgabe bis 2030. Würden sich die G7-Staaten schon heute an das Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen halten, könnten 3,4 Milliarden Euro mehr bei den Familien ankommen.

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Für das Jahr 2020 hat die Weltbank nun offizielle Zahlen veröffentlicht: Im vergangenen Jahr bezahlten die Einwohner der G7-Staaten 7,06 Milliarden Euro und damit 3,6 Milliarden zu viel für Überweisungen an ihre Familien und Freunde im Ausland.

Deutschland mit den zweithöchsten Gebühren

2020 haben Menschen in Deutschland mit durchschnittlichen Überweisungskosten von 7,34 Prozent rund 1,3 Mrd. Euro an Gebühren für Remissen bezahlt und damit 785 Millionen Euro zu viel. Im Vergleich der G7 fallen einzig in Japan mit durchschnittlich 10,1 Prozent höhere Gebühren an.

Für das aktuelle Jahr rechnet Wise auf Basis von Zahlen der Weltbank mit Remissen aus Deutschland in Höhe von umgerechnet 19 Mrd. Euro. Bei leicht gesunkenen, durchschnittlichen Überweisungskosten in Höhe von 7,3 Prozent werden die überweisenden Personen insgesamt 1,4 Mrd. Euro für die Gebühren zahlen – 824 Mio. Euro zu viel.

Corona erschwert Remissen-Zahlungen

Welche Ausmaße die hohen Preise annehmen, zeigt ein Blick in die vergangenen zehn Jahre: Zwischen 2010 und 2020 zahlten Menschen in Deutschland insgesamt 16,5 Mrd. Euro, um Geld an ihre Familien oder Freunde zu überweisen. In dieser Zeit sanken die durchschnittlichen Überweisungskosten laut Daten der Weltbank von 12,2 auf 7,34 Prozent – nicht zuletzt durch das Aufkommen digitaler Anbieter. Die Untersuchung der von der Weltbank ermittelten Daten zeigt auch: Bei gleichbleibender Preisentwicklung wird Deutschland die UN-Vorgabe erst nach 2030 erreichen.

Um herauszufinden, wie sich die Situation für jene, die Remissen versenden, in Deutschland aufgrund der Corona-Pandemie verändert hat, beauftrage Wise eine Befragung von 1.004 betroffenen Personen. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ist es für mehr als die Hälfte aller Überweisenden (53 Prozent) deutlich schwieriger geworden, Familie und Freunde im Ausland zu unterstützen. Analog dazu ist der Bedarf bei 25 Prozent der Befragten seit Beginn der Pandemie gestiegen und stellt die jeweiligen Personen demnach vor noch größere Schwierigkeiten.

Expertin kritisiert langsame Gebührensenkung

Sandra Sequeira, Professorin für Entwicklungsökonomie an der London School of Economics (LSE), kritisiert: „Die negativen Folgen von Covid-19 wirken sich verheerend auf den Lebensunterhalt der Menschen, insbesondere in den Entwicklungsländern, aus. Zusätzliche finanzielle Unterstützung wird vor allem dort benötigt, wo die wirtschaftlichen Probleme aufgrund von Schließungen und dem Fehlen von Sozialschutz- und Arbeitsförderungsprogrammen noch gravierender sind.“

Die Mehrheit der G7-Länder, darunter auch Deutschland, seien nicht einmal annähernd in der Lage, das UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, wenn die Gebühren weiter so langsam sinken. „Die Last tragen letztendlich die Menschen in den Entwicklungsländern und ihre Familien. Es wäre schön, wenn wir anlässlich des Internationalen Tages der Familienüberweisungen am 16. Juni mehr Dringlichkeit sehen würden“, so Sequeira. (mig) Leitartikel Wirtschaft

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