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Richterpult © Daniel_B_photos @ pixabay.com (CC0), bearb. MiG

Wegweisendes Urteil

Ölkonzern Shell muss nigerianische Bauern entschädigen

In Nigeria haben Verschmutzungen durch auslaufendes Öl die Lebensgrundlage vieler Menschen zerstört. Vier Bauern haben deshalb gegen den Ölkonzern Shell geklagt - und Recht bekommen.

Freitag, 09.04.2021, 5:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 08.04.2021, 12:12 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Ölkonzern Shell muss mehrere nigerianische Bauern wegen der Verschmutzung von Land entschädigen. Ein Berufungsgericht im niederländischen Den Haag urteilte, dass die Tochterfirma in Nigeria für die Folgen von Lecks in Pipelines verantwortlich ist, durch die im Nigerdelta unter anderem Trinkwasser und Ackerland verseucht wurden. Vier nigerianische Bauern und die Umweltorganisation „Friends of the Earth“ hatten 2008 gegen den Konzern geklagt und mit dem Urteil nun Recht bekommen. Das Urteil von Ende Januar gilt als wegweisend für die Haftung und Verantwortlichkeit großer Konzerne.

Das Gericht in Den Haag, dem Sitz des britischen-niederländischen Mutterkonzerns Shell, entschied, Shell in Nigeria müsse für die Schäden in den drei Dörfern Goi, Oruma und Ikot Ada Udo zumindest teilweise aufkommen. Die Höhe der Schadensersatzzahlungen wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt. Zudem forderte das Gericht von Mutterkonzern und Tochterunternehmen den Einbau eines besseren Warnsystems, mit dem Lecks in Zukunft schneller erkannt und damit Umweltschäden durch austretendes Öl begrenzt werden können.

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Leben Tausender Menschen zerstört

Das Urteil sei ein Sieg für das gesamte Nigerdelta, sagte einer der vier Kläger, Eric Dooh. Der Anwalt der Bauern, Prince Chima Williams, erklärte, die Entscheidung zeige Ölfirmen, dass sie nicht straflos davonkämen und sie ebenfalls zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Der Direktor von „Friends of the Earth“ in den Niederlanden, Daniel Pols, zeigte sich ebenfalls erfreut. Das Urteil sei eine Warnung an alle internationalen Konzerne, dass sie sich in Entwicklungsländern an Menschenrechts- und Umweltschutzverpflichtungen halten müssten.

Wegen der schlechten Wartung der Infrastruktur verlieren Pipelines in Nigeria immer wieder Öl. Dadurch wurde den Klägern zufolge das Trinkwasser verseucht, der Fischbestand in Gewässern getötet und Ackerland unbrauchbar. Durch unzureichende Sicherung der Installationen bohren zudem Kriminelle die Leitungen an, wo ebenfalls Öl austritt. Laut „Friends of the Earth“ sind allein im Nigerdelta bisher mehr als elf Millionen Barrel Öl ausgeströmt und haben die Lebensgrundlage Tausender Menschen zerstört. Shell hatte eine Verantwortlichkeit für die Lecks zurückgewiesen.

Tötung von Aktivisten

Das Gericht wies am Freitag das Argument des Unternehmens ab, dass die Lecks durch Sabotage verursacht worden seien und Shell deshalb nicht für die Folgen verantwortlich sei. Für Sabotage in den Orten Goi und Oruma habe der Konzern nicht genug Beweise vorlegen können, heißt es in dem Urteil. In Ikot Ada Udo sei Sabotage zwar nachgewiesen worden, das Gericht bat jedoch um mehr Beweise und will zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden, ob Shell trotzdem dafür verantwortlich gemacht werden kann.

Gegen Shell laufen derzeit mehrere Verfahren. In einem weiteren Prozess in Den Haag wird dem Konzern vorgeworfen, 1995 an der Hinrichtung nigerianischer Aktivisten beteiligt gewesen zu sein, die gegen die Ölförderung im Nigerdelta protestiert hatten. Im Dezember 2020 begann ein Prozess gegen das Unternehmen, in dem es um den Beitrag von Shell zum Klimawandel geht. (epd/mig) Aktuell Ausland

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