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Museen sollen sich mit ihrem kolonialen Erbe auseinandersetzen

Zahlreiche Museumsobjekte in Deutschland haben eine koloniale Vergangenheit. Vielen Häusern ist die Problematik noch nicht ausreichend bewusst. Der Deutsche Museumsbund hat deshalb eine Arbeitshilfe zum Thema veröffentlicht.

Mittwoch, 24.02.2021, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 23.02.2021, 14:31 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Antike Gläser aus Syrien, Textilien aus Guatemala, Kunstobjekte aus China, Naturalien aus Ozeanien oder Werbeplakate aus Völkerschauen: Viele Museumsobjekte haben eine koloniale Vergangenheit. Nun bekommen Deutschlands Museen eine Arbeitshilfe zur Auseinandersetzung mit ihrem kolonialen Erbe. Der Deutsche Museumsbund hat dazu einen neuen «Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten» veröffentlicht. Der Leitfaden wurde am Dienstag in Berlin in seiner finalen, dritten Fassung präsentiert. Vorausgegangen war ein mehrjähriger Arbeitsprozess, bei dem bereits zwei Vorgängerversionen entstanden waren.

Alle Museen in Deutschland sollen dafür sensibilisiert werden, ihre Archive nach Sammlungsgut aus kolonialem Kontext zu durchleuchten, erklärte der Museumsbund. Koloniale Objekte „finden sich nicht nur in Ethnologischen Museen“, sondern beträfen fast alle Museumssparten, betonte die Direktorin des Übersee-Museums Bremen und Leiterin der Arbeitsgruppe zum Leitfaden beim Deutschen Museumsbund, Wiebke Ahrndt. Allein in ihrem Haus seien drei Viertel des Bestandes betroffen.

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Der neue Leitfaden in Deutsch, Englisch und Französisch soll als praktische Arbeitshilfe und Informationsgrundlage zum Thema Kolonialismus dienen. Er sei zudem ein Impulsgeber zum Umgang mit Rückgabeforderungen von Herkunftsgesellschaften, hieß es weiter. Mit Sammlungsgut aus kolonialem Kontext sind sowohl Objekte gemeint, die tatsächlich aus Kolonialzeiten stammen, aber auch Objekte in denen sich koloniales Denken widerspiegelt.

Köhne: Diskussion über koloniale Vergangenheit unverzichtbar

Der Leitfaden enthält auch Beiträge von Experten unter anderem aus Alaska, Australien, Neuseeland und Tansania. Zudem gibt es begleitend einen E-Reader mit Praxisbeispielen, Richtlinien und rechtlichen Regelungen aus dem internationalen Bereich. So könnten sich deutsche Museen einen aktuellen Überblick verschaffen, wie Museen in anderen Ländern mit dem Thema Kolonialismus und auch der Frage nach Rückgaben an die Herkunftsgesellschaften umgehen.

„Die Diskussion über die koloniale Vergangenheit von Museen und deren Sammlungen ist unverzichtbar“, sagte der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Eckart Köhne. Die Aufarbeitung des kolonialen Erbes müsse als dauerhafte Aufgabe verankert werden. Nötig seien dafür unter anderem ein dauerhafter Dialog und nachhaltige Kooperationen mit den Herkunftsgesellschaften.

Grütters offen gegenüber Rückführungen

Wichtig sei zudem mehr Transparenz etwa durch die Digitalisierung und Online-Stellung der Sammlungsbestände der Museen. Die Provenienzforschung an den eigenen Sammlungen gehöre dabei zu den Kernaufgaben der Museen. Insgesamt bilde eine ausreichende Finanzierung der deutschen Museen für eine angemessene Arbeit mit kolonialem Sammlungsgut dafür eine Grundvoraussetzung, betonte Köhne.

„Für die aufrichtige Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialvergangenheit ist der verantwortungsvolle Umgang mit Kulturgütern aus den Herkunftsländern von großer Bedeutung“, erklärte unterdessen Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Sie sprach sich zugleich für „eine offene Haltung gegenüber möglichen Rückführungen“ und „eine zukunftsgewandte, respektvolle Verständigung mit den Herkunftsgesellschaften“ aus. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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