Studie
Benachteiligte fühlen sich von Migranten bedroht – und wählen AfD
Menschen mit Benachteiligungsgefühlen sehen sich durch Migranten bedroht und würden eher als andere AfD wählen. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die Treiber gesellschaftlicher Spaltungen untersucht.
Freitag, 12.02.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 11.02.2021, 16:25 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Menschen, die ihre eigene gesellschaftliche Gruppe als benachteiligt wahrnehmen, sind unzufriedener mit der Demokratie als andere, sehen in Migranten tendenziell eine Bedrohung und würden eher die AfD wählen. Das ergab eine Untersuchung aus dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
„Unsere Analysen zeigen, dass sich insbesondere ältere Menschen mit einem niedrigeren Bildungsgrad in ländlicheren Regionen benachteiligt fühlen und das Gefühl haben, der Gesellschaft seien Leute wie sie egal“, erläutern die Psychologen Mitja Back und Studienleiter Michael Bollwerk. Die Studie wird in der Fachzeitschrift „European Journal of Psychological Assessment“ erscheinen.
„Gesellschaftliche Konflikte und der damit verbundene Aufstieg rechtspopulistischer Parteien haben im Zuge der voranschreitenden Globalisierung in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen“, erläutern die Forscher. Während ein Teil der Bevölkerung von der Modernisierung profitiere, fühle sich ein anderer Teil hierdurch benachteiligt.
2.500 Personen befragt
Um zu erforschen, was die subjektiv ausgegrenzten Personen charakterisiert und in welchen gesellschaftlichen Bereichen sich diese Gefühle abspielen, haben die Wissenschaftler Interviews mit Vereinen sowie zwei große Online-Befragungen durchgeführt. Von August bis November 2019 nahmen gut 2.500 Personen an den Online-Befragungen teil.
„Mit der aktuellen Teilstudie wollen wir zu einem besseren Verständnis von gesellschaftlicher Unzufriedenheit beitragen“, so Psychologe Mitja Back. Dies sei gerade in Zeiten einer erhöhten Unsicherheit durch gesellschaftliche Krisen wie der aktuellen Corona-Pandemie wichtig, in der etwa Verschwörungsideologien verstärkt Zuspruch fänden. Zukünftige Studien sollen die Entwicklungsbedingungen von Benachteiligungsgefühlen analysieren. (exc/vvm/sca/mig) Aktuell Gesellschaft
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