Studie
Viele Migranten können sich in ihren Jobs kaum entwickeln
Arbeitnehmer mit ausländischen Wurzeln haben im Job deutlich weniger Handlungsspielraum wie ihre Kollegen ohne Migrationshintergrund. Das geht aus einer aktuellen IAB-Untersuchung hervor. Experten bemängeln zudem objektiv unterschiedliche Arbeitsplatzqualitäten.
Freitag, 15.01.2021, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 14.01.2021, 15:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Qualität der Arbeitsplätze von Migranten und Personen ohne Migrationshintergrund unterscheidet sich einer Studie zufolge deutlich. Wie eine Untersuchung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, schätzen Menschen mit ausländischen Wurzeln ihren Handlungsspielraum im Job erheblich schlechter ein als Beschäftigte ohne Migrationshintergrund. Migranten sind eher der Auffassung, dass ihr Arbeitsplatz ihnen relativ wenig Möglichkeiten bietet, ihre Kompetenzen und Qualifikationen selbstbestimmt einzusetzen und zu entwickeln.
Der Studie zufolge bewerten 43 Prozent der weniger als zehn Jahre vor dem Erhebungszeitpunkt zugezogenen Migranten die mit ihrer Tätigkeit verbundene Autonomie als gering, in der Vergleichsgruppe der Beschäftigten ohne Migrationshintergrund sind es 27 Prozent. 57 Prozent der vor weniger als zehn Jahren Zugezogenen schätzen die kognitiven Anforderungen als gering ein, bei Beschäftigten ohne Migrationshintergrund sind es 20 Prozent, wie aus der IAB-Studie hervorgeht.
Unterschiedliche Arbeitsbedingungen
Außerdem berichten 45 Prozent der vor weniger als zehn Jahren Eingewanderten von wenig Aufgabenvielfalt bei ihrer Tätigkeit, Beschäftigte ohne Migrationshintergrund zu 30 Prozent. 45 Prozent der vor weniger als zehn Jahren Zugezogenen geben an, wenig Lerngelegenheiten zu bekommen, in der Gruppe der Beschäftigten ohne Migrationshintergrund sind es 17 Prozent.
Der Studie zufolge spiegeln sich in der subjektiven Einschätzung der Arbeitsplatzqualität unterschiedliche objektive Arbeitsbedingungen wider. Im Vergleich zu Beschäftigten ohne Migrationshintergrund üben Eingewanderte signifikant häufiger einfache Tätigkeiten aus, die geringer entlohnt werden und stärker körperlich belastend sind. So sind Migranten häufiger als ungelernte Arbeiter tätig und weniger häufig in hoch qualifizierten Tätigkeiten.
Corona trifft Migranten stärker
Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Arbeitsplatzqualität mit der Aufenthaltsdauer steigt. „Ob und wie schnell Zugewanderte und deren Nachkommen am Arbeitsmarkt Fuß fassen, beeinflusst maßgeblich den Prozess ihrer gesellschaftlichen Integration und die Chancen auf soziale und wirtschaftliche Teilhabe“, betonen die Autoren. Die Qualität der Arbeitsplätze stelle dabei häufig ein zentrales Maß der Arbeitsmarktintegration dar.
Die in der Studie verwendeten Daten wurden vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie erhoben. Die durch die Krise verschlechterte Arbeitsmarktlage in Deutschland dürfte sich den Studien-Autorinnen zufolge in verschärfter Weise auf Migranten auswirken. „Zum einen sind Personen in unsichereren Beschäftigungsverhältnissen grundsätzlich einem relativ hohen Arbeitsplatzverlustrisiko ausgesetzt. Zum anderen dürften sich die Chancen auf berufliche Aufwärtsmobilität der zugezogenen Migrantinnen und Migranten durch die Pandemie ebenfalls verschlechtert haben“, resümieren die Expertinnen. Empirischen Ergebnissen zufolge treffe der krisenbedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit Migranten überdurchschnittlich. (epd/mig) Leitartikel Panorama
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