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Klassenzimmer (Symbolfoto) © Taken @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Studie

Defizite bei Inklusion an Schulen

Das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Beeinträchtigungen bleibt eine große Herausforderung. Unzureichende Ressourcen seien das Hauptproblem für Inklusion, so der Verband Erziehung und Bildung. Er fordert ein Umsteuern der Politik.

Dienstag, 10.11.2020, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 09.11.2020, 16:53 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

An Deutschlands Schulen gibt es nach Ansicht des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) bei der Inklusion noch erhebliche Defizite. Es bestehe weiter eine große Diskrepanz zwischen dem Anspruch zum gemeinsamen Lernen von Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf und den dafür zur Verfügung gestellten Ressourcen, kritisierte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann am Montag in Berlin bei der Präsentation einer aktuellen Forsa-Umfrage zum Thema Inklusion. Die Inklusionspolitik von Bund und Ländern an den Schulen wurde von den Befragten symbolisch mit der Note 4,5 und damit „mangelhaft“ bewertet.

Bundesweit haben nach Angaben der Kultusministerkonferenz von rund acht Millionen Schülerinnen und Schülern 6,5 Prozent oder 520.000 Mädchen und Jungen einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Davon werden rund 235.000 inklusiv an Regelschulen beschult, rund 285.000 lernen an Förderschulen.

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Corona hat Probleme verschärft

Die Corona-Pandemie habe Problemlagen beim Thema Inklusion an Schulen verschärft, sagte Beckmann. So hätten 70 Prozent der Befragten angegeben, dass Kinder mit Beeinträchtigungen während der Schulschließungen nicht ausreichend gefördert werden konnten. 63 Prozent aller Lehrkräfte und sogar 75 Prozent der Lehrkräfte von Förderschulen stimmen der Aussage zu, dass bei den Schulöffnungen Kinder mit Förderbedarfen nahezu vergessen wurden. Die coronabedingten Einschränkungen hätten zu einem Rückschritt bei der Inklusion geführt, weil der Alltag fehlte, sagten 74 Prozent der Befragten.

Hauptproblem bei der Inklusion ist laut VBE, dass zu wenig Lehrkräfte für die gemeinsame Beschulung zur Verfügung stünden. Fortbildungsangebote seien unzureichend. Zu wenig Schulen seien barrierefrei oder verfügten über zusätzliche Fachräume für Inklusion. Zudem seien die Klassen und Lerngruppen häufig zu groß.

Mehrheit für gemeinsame Beschulung

Von den Befragten halten über die Hälfte (56 Prozent) die gemeinsame Beschulung grundsätzlich für sinnvoll, wie es weiter hieß. Nur 27 Prozent seien jedoch der Meinung, dass dies zurzeit praktisch gut umsetzbar ist.

Eine deutliche Mehrheit der Lehrer und Erzieher (83 Prozent) spreche sich deshalb für den Erhalt von Förderschulen aus. Dies sei ein „fatales Zeugnis“ über elf Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenkonvention in Deutschland, sagte Beckmann. Ziel des Übereinkommens ist die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben.

Verband fordert Umsteuern

Der VBE verlangt „ein Umsteuern von der Politik“. „Inklusion ist kein Sparmodell“, betonte Beckmann. Für eine bessere Teilhabe von Kindern mit Beeinträchtigung an allgemeinbildenden Schulen sei durchgängig eine Doppelbesetzung aus Lehrkraft und Sonderpädagoge nötig. Aktuell ist dies laut Umfrage nur bei 46 Prozent der Befragten an Schulen mit inklusiven Lerngruppen der Fall. Gefordert wurden zudem eine stärkere Unterstützung durch multiprofessionelle Teams, durchgängige Barrierefreiheit an Schulen mit inklusiven Lerngruppen, kleinere Klassen sowie eine bessere Vorbereitung der Lehrkräfte und Erzieher durch angemessene Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Für die repräsentative Forsa-Umfrage „Inklusion“ im Auftrag des VBE wurden bundesweit von Mitte September bis Mitte Oktober 2020 insgesamt 2.127 Lehrkräfte telefonisch befragt. (epd/mig) Aktuell Panorama

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