Handy, soziale Medien, Facebook, Whatsapp, Telegram
Soziale Medien © LoboStudioHamburg @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Studie

Rechtsextremisten nutzen häufiger Telegram

Durch die gestiegenen regulatorischen Anforderungen an Facebook oder Twitter, wechseln Rechtsextremisten zu Telegram. Das geht aus einer Studie der Landesmedienanstalt NRW hervor. Telegram entziehe sich strukturell der Rechtsdurchsetzung.

Montag, 09.11.2020, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 08.11.2020, 12:46 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Landesanstalt für Medien NRW will gegen Rechtsverstöße, illegale Aktivitäten und Gewaltbotschaften auf dem Messengerdienst Telegram vorgehen. Regeln gälten nicht nur für Facebook und YouTube, sondern auch für Telegram, sagte der Direktor der Landesmedienanstalt, Tobias Schmid, vergangene Woche Donnerstag in Düsseldorf bei der Präsentation einer Studie, die Rechtsverstöße auf Telegram untersuchte. Die Wissenschaftler fanden illegale Aktivitäten insbesondere in den Bereichen Rechtsextremismus, Drogenhandel und Pornografie.

Für die Studie scannten Jakob Jünger und Chantal Gärtner von der Universität Greifswald fast 360.000 Telegram-Mitteilungen, von denen sie 4.700 genauer auf verbotene Inhalte und die Verbreitung von Desinformationen untersuchten. Diese fanden sich in 633 Kanälen und 280 Gruppen zu Themen wie Extremismus, Waffen- und Drogenhandel, Diskriminierung, Betrug, Kriegsverherrlichung, Verschwörungstheorie, Pornografie und Gewaltverherrlichung.

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Verdeckt-verteilte Öffentlichkeit

Durch die gestiegenen regulatorischen Anforderungen an Plattformen wie Facebook oder Twitter, die zunehmend Nutzer wegen ihrer Äußerungen sperrten, wendeten sich viele Akteure Telegram zu. Telegram nehme Löschungen bisher proaktiv nicht wahr, heißt es in der Studie. Der Messengerdienst biete zudem anders als beispielsweise WhatsApp die Möglichkeit, Gruppen mit bis zu 200.000 Mitgliedern zu führen. Ähnlich wie auf Twitter können Nutzer außerdem Kanäle und deren Inhalte abonnieren.

Dadurch entstehe eine verdeckt-verteilte Öffentlichkeit, befand Jünger. Diese sei für soziale Kontakte, kreativen Austausch und Meinungsfreiheit notwendig. Die Medienregulierung müsse aber auch vor Diskriminierung schützen.

Monatlich 400 Mio. Nutzer

Kritik übte Medienwächter Schmid auch an der Organisationsform von Telegram, die angeben, das Entwicklerteam sitze derzeit in Dubai. Telegram entziehe sich strukturell der Rechtsdurchsetzung. Freiheit im Netz könne aber nur funktionieren, wenn Regeln eingehalten werden, sagte Schmid und kündigte an, die Aufsichtstätigkeit seines Hauses entsprechend zu erweitern.

Der Studie nach gehören Messengerdienste wie WhatsApp oder der Facebook-Messenger in Deutschland zu den meistgenutzten Internetanwendungen. Telegram erreicht laut Studie nach eigenen Angaben monatlich weltweit aktuell rund 400 Millionen Nutzer und war zuletzt auch im Halle-Prozess Thema. Journalistin und Autorin Karolin Schwarz hatte dort aus ihren Recherchen berichtet. Danach wechseln Rechtsextremisten zunehmend zu Telegram, weil sie sich dort sicher fühlen. (epd/mig) Aktuell Panorama

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