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"Kollektiver Wahn"

Studie warnt vor Radikalisierung Rechtsextremer im Internet

Das Internet hat sich als fruchtbarer Nährboden für Antisemitismus, Rassismus und weiteren rechtsextremen Ideologien erwiesen. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Die Amadeu-Antonio-Stiftung fordert eine aufmerksame digitale Zivilgesellschaft.

Freitag, 31.01.2020, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 05.02.2020, 10:06 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Radikalisierung im Internet und in den sozialen Medien ist einer neuen Studie zufolge der stärkste Antrieb für den internationalen Rechtsterrorismus. Die Ergebnisse eines zweijährigen Monitorings von mehr als 600 Online-Kanälen zeigten, dass sich in digitalen Hass-Communities im Internet rechtsextreme Parallelgesellschaften bilden, teilte die Amadeu-Antonio-Stiftung am Donnerstag in Berlin mit. Sie würden sich zunehmend abschotten und in einen „kollektiven Wahn“ hineinsteigern.

Die Täter beriefen sich bei Anschlägen wie in Christchurch und Halle auf eine ähnliche Ideologie, wählten ähnliche Anschlagsformen, bezögen sich in Manifesten aufeinander, motivierten sich damit gegenseitig und würden um Nachahmungstäter werben, betonte die Stiftung. Dem müsse mit flächendeckender Förderung von Medienkompetenz innerhalb und außerhalb der Schule begegnet werden, um Jugendliche gegen Strategien zur Meinungsmanipulation zu immunisieren.

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Rechte Strategien zur Meinungsmanipulation

Um ihre Ideologie auch in den populären Netzwerken zu verbreiten, setzten Rechtsextreme auf bewusste Strategien zur Meinungsmanipulation. Rechts-alternative Medien, Blogs und Influencer erfüllten eine Scharnierfunktion: „Mit Desinformationen wie zur Herkunft eines mutmaßlichen Täters, Verschwörungserzählungen wie der Umbenennung deutscher Weihnachtsmärkte aus Rücksicht auf eine angebliche Islamisierung oder der permanenten Delegitimierung etablierter Medien als ‚Lügenpresse‘ ebnen diese Akteure den Weg für radikalere Inhalte“, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung.

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„Die Rechtsextremen führen bewusst und strategisch einen Kampf der Meinungen. Wer sich Videos zum Rundfunkbeitrag anschaut, landet schnell bei angeblich gleichgeschalteten Medien und letzten Endes bei einer angeblichen Meinungsdiktatur. Unter den Videos wird offensiv für die passenden Chatgruppen geworben. In diesen Gruppen fügen sich die ideologischen Puzzleteile zu einem großen Ganzen, scheinbare Widersprüche lösen sich in einfachen Antworten auf“, erklärt Miro Dittrich, Experte für Online-Monitoring bei der Amadeu Antonio Stiftung.

Radikalisierung in geschlossenen Räumen

Populäre Netzwerke wie Facebook, Youtube und Instagram gingen zunehmend gegen rechtsextreme Inhalte vor und verbannten sie von den Plattformen. Dies koste Rechtsextremen spürbare Reichweite und führe dazu, dass sie ihre Aktivitäten in weniger restriktive Online-Räume und alternative Plattformen verlagern.

„Rechtsextreme nutzen heute mehrere Plattformen gleichzeitig, um in ihren Zielgruppen Menschenhass und Verschwörungserzählungen zu verbreiten. Über ein eng verästeltes Netz von Angeboten werden unterschiedlichste Zielgruppen angesprochen und in eine alternative Online-Welt gezogen. Das wachsende generelle Misstrauen gegenüber etablierten Medien begünstigt die Entstehung von rechts-alternativen Echokammern“, erklärt Dittrich.

Stiftung fordert aufmerksame digitale Zivilgesellschaft

Die Auseinandersetzung mit rechtsextremer Online-Radikalisierung müsse beginnen, bevor Menschen in geschlossenen Hass-Communities landen, forderte die Stiftung. Dies könne nur durch eine aufmerksame digitale Zivilgesellschaft gelingen, „die Gegenrede und Widerspruch gegen Hassnarrative leistet“. Konspirative Online-Gruppen könnten zudem nur mit höherem Verfolgungsdruck durch Netzwerkbetreiber und besser geschulte Sicherheitsbehörden aufgelöst werden.

Die Stiftung hat nach eigenen Angaben für die Analyse mehr als 300 verschiedene Youtube-Kanäle, mehr als 200 Telegram-Kanäle und -Gruppen und über 150 Facebook-Gruppen ausgewertet. (epd/mig) Aktuell Panorama Studien

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