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Rettungsschiff Alan Kurdi im Mittelmeer © Sea Eye

Sea-Eye verklagt Italien

„Ärzte ohne Grenzen“ unterstützt erste Mission der „Sea-Watch 4“

Ein Auslaufen des Rettungsschiffes "Sea-Watch 4" rückt näher. Doch die Behörden der Mittelmeer-Anrainer machen die Arbeit der privaten Retter fast unmöglich. "Sea-Eye" klagt gegen italienische Behörden.

Freitag, 07.08.2020, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 06.08.2020, 16:53 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

„Ärzte ohne Grenzen“ wird sich wieder an der zivilen Seenotrettung im zentralen Mittelmeer beteiligen. Die Organisation werde bei der ersten Mission des Spenden finanzierten Seenotrettungsschiffs „Sea-Watch 4“ die medizinische Versorgung an Bord übernehmen, teilte „Ärzte ohne Grenzen“ am Donnerstag mit. Das Schiff, das im Auftrag des zivilen Bündnisses „United4Rescue“ von Sea-Watch betrieben wird, soll in Kürze auslaufen. Ein genaues Datum teilte Sea-Watch nicht mit.

Das medizinische Versorgungsteam besteht den Angaben zufolge aus vier Personen: einer Ärztin, einer Hebamme und zwei Krankenpflegern. Auch die restliche Crew der „Sea-Watch 4“ bereitet sich derzeit auf den Einsatz vor. Teile der Besatzung absolvieren noch die vorgeschriebene Quarantäne, bevor Trainingsfahrten beginnen. Das ehemalige Forschungsschiff wurde im spanischen Hafen Burriana umgebaut. Ursprünglich sollte die „Sea-Watch 4“ bereits im April auslaufen, doch durch die Corona-Pandemie verzögerte sich die erste Mission.

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Sea-Eye verklagt Italien

Derweil hat die Seenotrettungsorganisation „Sea-Eye“ Klage gegen das italienische Verkehrsministerium und das Hafenamt in Palermo wegen der Festsetzung ihres Schiffes „Alan Kurdi“ eingereicht. Der Festsetzungsbescheid sei rechtswidrig und schaffe juristische Unsicherheiten, die weitere Einsätze des Schiffes unmöglich machen sollen, sagte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler.

Italienische Behörden hatten die „Alan Kurdi“ wegen angeblicher technischer Mängel, Sicherheitsbedenken und Verstößen unter anderem gegen Umweltauflagen am 5. Mai festgesetzt. Das Schiff hatte zuvor zwölf Tage lang nicht anlegen dürfen, obwohl es mit fast 150 vor der Küste Libyens geretteten Menschen an Bord völlig überfüllt war.

Auch Sea-Watch erwäge rechtliche Schritte gegen das Festsetzen ihres Schiffes „Sea-Watch 3“, sagte Sprecherin Maria Naaß. Derzeit sei kein ziviles Seenotrettungsschiff im zentralen Mittelmeer im Einsatz, weil die Schiffe wegen angeblicher Sicherheitsmängel festgesetzt würden. Sie würden mit fadenscheinigen Vorwürfen oder nicht zu erfüllenden Auflagen am Einsatz gehindert. Neben der „Alan Kurdi“ und „Sea-Watch 3“ werden auch die „Ocean Viking“ von SOS Méditerranée und die „Aita Mari“ der spanischen Organisation SMH auf Sizilien festgehalten.

„Corona entbindet uns nicht von der Pflicht, Menschen zu retten“

„Corona entbindet uns nicht von der Pflicht, Menschen zu retten und in einen sicheren Hafen zu bringen“, sagte Oliver Behn von „Ärzte ohne Grenzen“. Das zentrale Mittelmeer sei die „tödlichste Seegrenze der Welt“. Laut Sea-Watch-Sprecherin Naaß zählten Aufklärungsflüge in den vergangenen Wochen mehr als 2.000 Menschen in Seenot vor der libyschen Küste. Das politische Versagen der Europäischen Union werde im zentralen Mittelmeer jeden Tag sichtbar, sagte Naaß. Sie sprach von einer „rassistischen Abschottungspolitik“ der EU. Laut UN starben in diesem Jahr bislang 434 Menschen im Mittelmeer oder werden vermisst.

Die Pastorin Sandra Bils vom Vorstand des Trägervereins von „United4Rescue“ nannte das Sterben auf dem Mittelmeer ein „Armutszeugnis für Europa“. Seenotrettung sei die Aufgabe der EU und ihrer Mitgliedsstaaten. Das Bündnis „United4Rescue“ hatte im Dezember und Januar innerhalb von wenigen Wochen Spendengelder für den Kauf der „Sea-Watch 4“ gesammelt. 1,3 Millionen Euro kostete die Anschaffung, 1,1 Millionen Euro steuerte das Bündnis bei. (epd/mig) Aktuell Panorama

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