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MiGAZIN Kolumnist Sven Bensmann © privat, Zeichnung MiG

Nebenan

Right statt white privilege

Nachdem der kleine Pip für seinen Einsatz für "Augustus Intelligence" vom Anfangsverdacht der Bestechlichkeit freigesprochen wurde, wurden Vorwürfe erhoben, es handele sich dabei um white privilege, also institutionellen Rassismus. Stattdessen sollten wir über right privilege reden.

Von Dienstag, 28.07.2020, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 27.07.2020, 15:00 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Augustus Intelligence (AI). Dieser Name wird uns wohl noch eine Weile begleiten. Diese New Yorker Internetklitsche, von der bis heute niemand so richtig weiß, was sie eigentlich macht – und ob sie es tatsächlich macht oder das nur vorgibt – gibt das Geld, das sie mit ihrem Gottweißwas angeblich verdient, jedenfalls mit vollen Händen aus. Und zwar offenbar vorzugsweise an prominente Christdemokraten. Lügenbaron Gutenberg soll ebenso auf der Gehaltsliste stehen, wie eben der Rezozerstörer Amthor, der Verfassungsfeindeschützer Maaßen – und wohl auch Mautgenie Scheuer.

Letzterer hatte gleich mehrfach ganz zufällig mit dem Vorstand des Unternehmens getroffen, mit dem er zusammen eine private WhatsApp-Gruppe betrieb, schließlich auch zum Expertengespräch der Startups geladen, mit anderen Newcomern wie Bosch, BMW, Bahn und Telekom – Firmen also, die sich auf Augenhöhe mit Augustus Intelligence befinden. Noch ist zwar nichts über finanzielle Gegenleistungen bekannt, es kann sich aber nur noch im wenige Wochen handeln. Einer wie der Andy arbeitet doch nicht gratis.

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Währenddessen ist der Kleine Pip ja gerade für seinen Einsatzes für AI und der im Gegenzug dafür erhaltenen Luxusreisen (und der vielen anderen Vergütungen) ja gerade vom Anfangsverdacht der Bestechlichkeit freigesprochen worden – die Reaktion ganz so, als würde es in der Union eine Rolle spielen, ob man korrupt ist (oder plötzlich mit hunderttausenden Mark aufwacht, von denen man natürlich nicht weiß, wer sie wie wann wem warum überreicht hat, stimmt’s Wolfgang?).

In der Folge wurden nun natürlich Vorwürfe erhoben, es handele sich dabei um white privilege, im Grunde also institutionellen Rassismus – als würden nur Weiße (und alle Weißen) mit sowas davonkommen. Dabei liegt der Hase ganz woanders begraben: Künstliche Intelligenz ist natürlicher Dummheit nicht gewachsen; ein Andy Scheuer kann seinen AI-Skandal gerade brauchen wie eine Pilzinfektion – er wird sich wohl nur als weiterer Sargnagel herausstellen.

Dabei ist gleichzeitig davon auszugehen, dass andererseits kein weißer Mann der Grünen oder Linken mit einer solchen Nummer davongekommen wäre. Und ebenso kann ich mir nicht vorstellen, dass die CDU ausgerechnet ihren Vorzeigetürken – falls es denn mal einen geben sollte – in einem Verfahren wie diesem fallen ließe: Für die Partei, die sich selbst als moralische Instanz zelebriert, gelten intern schlicht andere moralische Maßstäbe als nach außen. Ein Phänomen im Übrigen, dass für alle konservativen Parteien weltweit gilt – nicht umsonst ist Donald Trump dank der ultrareligiösen Evangelikalen US-Präsident; von Boris Johnson will ich gar nicht anfangen.

Statt also institutionellen Rassismus und white privilege zu diskutieren, sollten wir den aktuellen Korruptionsskandal lieber dazu nutzen, über right privilege zu reden, über die Abneigung reicher Verlegerfamilien, korrupte Politiker witschaftsfreundlicher Parteien in deren Zeitungen mit der notwendigen Konsequenz aufs Korn zu nehmen. Die Diskussion über Rassismus können wir ja trotzdem weiterführen – ist ja nicht so, als hätte ich den NSU 2.0 vergessen. Meinung

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