Hilfsorganisation
Über 400 Bootsflüchtlinge sitzen vor Malta fest
Mehr als 400 Flüchtlinge sitzen auf Kreuzfahrtschiffen vor Malta fest - manche von ihnen bereits seit mehr als einem Monat. Hilfsorganisationen werfen EU-Staaten vor, die Menschen für politische Verhandlungen zu benutzen.
Donnerstag, 04.06.2020, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 03.06.2020, 15:31 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée hat das Ausbleiben der Seenotrettung im Mittelmeer beklagt. Mehr als 400 schutzsuchende Menschen säßen aktuell auf Kreuzfahrtschiffen vor Malta fest, erklärte die Organisation am Mittwoch in Berlin. Sie forderte die EU zu sofortigem und koordiniertem europäischen Handeln auf. Deutschland sei mit Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft am 1. Juli besonders gefordert.
Die 400 Menschen befänden sich auf Anordnung der maltesischen Regierung auf vier privaten Kreuzfahrtschiffen auf See, manche von ihnen bereits seit mehr als einem Monat. Laut SOS Méditerranée sind sie vor Gewalt und Misshandlungen in Libyen über das zentrale Mittelmeer geflohen. Dort seien wegen der Corona-Pandemie fast keine Rettungsschiffe vor Ort gewesen.
„Anstatt die Geretteten an einem sicheren Ort an Land zu bringen, wie es das Völkerrecht verlangt, werden sie für politische Verhandlungen unter den EU-Mitgliedstaaten benutzt“, kritisierte die Hilfsorganisation. Trotz der Dringlichkeit sei bisher keine koordinierte Lösung für die Verteilung der Menschen vorgeschlagen worden. Vor Italien warteten mehr als 100 weitere Menschen auf einer Fähre darauf, an Land gehen zu dürfen.
Flucht geht weiter
Trotz der Corona-Pandemie versuchen den Angaben zufolge Flüchtlinge und Migranten weiter, über das Mittelmeer aus Libyen zu fliehen. Hunderte Menschen seien aufgegriffen und nach Libyen zurückgebracht worden. Obwohl seit Anfang Mai keine zivilen Rettungsschiffe unterwegs seien, hätten die Überfahrten sogar zugenommen.
SOS Méditerranée kündigte neue Rettungseinsätze mit dem Schiff „Ocean Viking“ an. Ein Rettungsteam mit medizinischem Personal bereite sich unter Einhaltung der Quarantäne-Vorschriften darauf vor, möglichst noch im Juni von Marseille aus aufzubrechen, erklärte die Organisation. (epd/mig) Aktuell Panorama
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