Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Ausstellung, Museum, Geschichte
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand

"Geboren in Auschwitz"

Ausstellung über Babys im Konzentrationslager

"Das wichtigste in meinem Leben ist es, die junge Generation über Auschwitz aufzuklären", sagt Angela Orosz-Richt. Sie kam etwa vier Wochen vor der Befreiung in dem Konzentrationslager zur Welt. Heute eröffnet sie eine Ausstellung im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.

Donnerstag, 23.01.2020, 5:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 22.01.2020, 21:46 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

In der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand ist von Donnerstag an eine Ausstellung über im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau geborene Kinder zu sehen. Gezeigt wird die Geschichte von Frauen und Männern, die als Säuglinge in dem Konzentrationslager unter widrigsten Umständen überlebten und am 27. Januar 1945 befreit wurden. Der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner, sprach am Mittwoch bei der Vorstellung der Ausstellung von einem „fast unglaublichen und bislang wenig bekannten Kapitel“ des Holocausts.

Die Ausstellung beruht auf jahrzehntelangen Recherchen von Alwin Meyer, Autor des Buches „Vergiss deinen Namen nicht. Die Kinder von Auschwitz.“ Demnach wurden am 27. Januar 1945 rund 60 Babys in Auschwitz befreit. Insgesamt waren es seinen Angaben zufolge 650 Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 17 Jahren. Die meisten waren jünger als 13 Jahre.

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Info: Eröffnung der Ausstellung „Geboren in Auschwitz“, Donnerstag, 23. Januar 2020, 11 Uhr, Hotel Maritim, Stauffenbergstraße 26, 10785 Berlin. Die Ausstellung ist bis zum 13. April 2020 in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Stauffenbergstraße 13-14 (1. Etage) zu sehen. Öffnungszeiten sind montags bis freitags 9 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 18 Uhr.

Zur Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag anlässlich der Gedenkveranstaltung des Auschwitz-Komitees in Berlin zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers wird eine der Porträtierten sprechen, die jüdisch-ungarische Auschwitz-Überlebende Angela Orosz-Richt. Sie wurde um den 21. Dezember 1944 in Auschwitz geboren und lebt seit 1973 in Kanada.

Säuglinge ertränkt, vergast, totgeschlagen

Während seit Mitte 1943 Neugeborene nichtjüdischer Abstammung mit Duldung der SS nicht mehr sofort getötet wurden, wurden jüdische Säuglinge weiterhin mit Giftspritzen getötet, ertränkt, vergast, totgeschlagen oder sie verhungerten. Erst ab November 1944 gelang es einzelnen jüdischen Müttern, ihre Neugeborenen zu retten.

Die Eltern von Orosz-Richt wurden im Mai 1944 aus Ungarn in das Vernichtungslager in Polen deportiert. Der Vater Tibor Bein wurde ermordet, die schwangere Mutter Vera wurde vom berüchtigten Lagerarzt Josef Mengele für Sterilisationsexperimente missbraucht.

Überlebt durch Schwäche

Ihrer Mutter sei eine brennende Substanz in den Gebärmutterhals gespritzt worden, sagte Orosz-Richt. Sie überlebte die Tortur. Die Experimente Mengeles seien aber der Grund, dass sie keine Geschwister habe. Drei Stunden nach Angelas Geburt stand die Mutter wieder stundenlang beim Lagerappell.

Orosz-Richt überlebte auch dank der Tatsache, dass sie bei einem Geburtsgewicht von geschätzt einem Kilo nicht habe schreien können, weil sie so schwach war. Ihr Glück: Ihre Mutter konnte sie stillen.

Orosz-Richt überlebte – so erzählte sie in Berlin – auch dank der Tatsache, dass sie bei einem Geburtsgewicht von geschätzt einem Kilo nicht habe schreien können, weil sie so schwach war. Ihr Glück: Ihre Mutter konnte sie stillen.

Hemliche Geburten

Meyer beschreibt in seinem Buch die in der Regel ausweglose Situation von schwangeren Frauen im Konzentrationslager: „Bei heimlich erfolgten Geburten hörten die Mütter oft nur den ersten Schrei ihres gerade geborenen Kindes.“

Mehr als 1,3 Millionen Menschen wurden zwischen 1940 und 1945 nach Auschwitz deportiert. Darunter waren Meyer zufolge mindestens 232.000 Säuglinge sowie Kinder und Jugendliche im Alter von bis zu 17 Jahren. Allein 216.000 von ihnen waren Juden, 11.000 Sinti und Roma. Sie kamen aus allen Teilen Europas. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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