Neue kirchliche Orientierungshilfe

Dröge und Mazyek rufen zu christlich-islamischem Dialog auf

Fast zwei Drittel der Deutschen wünschen sich einer Studie zufolge einen Dialog zwischen Kirche und Islam. Ein Viertel möchte ihn weiter verstärken. In Berlin hat die evangelische Kirche nun eine Orientierungshilfe dafür vorgestellt.

Mittwoch, 16.10.2019, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 17.10.2019, 17:51 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) will den christlich-islamischen Dialog vorantreiben. Der Austausch sei in den vergangenen Jahren spannungsreicher geworden, sagte Landesbischof Markus Dröge am Montag in Berlin bei der Vorstellung einer neuen kirchlichen Orientierungshilfe für Begegnungen mit Muslimen und Kontakte zu islamischen Organisationen. Für manche Menschen stehe bereits „der Dialog unter Verdacht“, sagte Dröge. Dadurch entstehe eine feindliche Haltung gegenüber Muslimen.

Die Gefahr eines Generalverdachts auch gegenüber denen, die den Dialog führen, stehe im Raum, betonte Dröge. Die Debatte müsse dringend versachlicht werden. Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, sagte, die bereits „spannungsgeladene Situation“ habe sich in den vergangenen Jahren weiter verschlechtert. Die Antwort darauf sei jedoch „nicht weniger, sondern mehr Dialog“.

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Dröge: Christlich-muslimischer Dialog braucht neues Fundament

Info: Die Orientierungshilfe „Dialog wagen – Zusammenleben gestalten“ wurde im Berliner AphorismA-Verlag veröffentlicht (ISBN 978-3-86575-084-6).

Dröge erklärte, Ziel sei auch, eine vertrauensvolle Basis zu finden, auf der auch kritische Fragen wie die Haltung zu den Menschenrechten und die Rolle der Frau thematisiert werden könnten: „Ein Dialog ist dann ein guter Dialog, wenn die eigenen Positionen auch benannt werden.“ Die „heiklen Themen und die heißen Eisen“ müssten im Dialog angesprochen werden. Mazyek betonte, für den Dialog sei es wichtig, dass niemand seine Überzeugungen ablegen müsse. Jeder müsse für seinen Wahrheitsanspruch, seine Botschaft und seine Religion einstehen. Für den Dialog der Religionen gebe es inzwischen auch mehrere Kirchenbeauftragte in der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland.

Der landeskirchliche Pfarrer für den interreligiösen Dialog, Andreas Goetze, sagte, Vertrauen zu wagen und auf Dialog zu setzen, bedeute nicht, dabei blauäugig und naiv zu sein. Dröge betonte, es sei jedoch „an der Zeit, nicht nur gegenseitig Forderungen“ zu stellen. Der christlich-muslimische Dialog brauche ein neues Fundament.

Scharia, Zuckerfest, Hodscha und Moschee

Die fast 150 Seiten starke Broschüre gibt Informationen über muslimisches Leben in Berlin, Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz, über islamische Vereine und Organisationen, religiöse Traditionen. Ein Glossar erläutert Begriffe wie Scharia, Zuckerfest, Hodscha und Moschee und die „Fünf Säulen des Islam“. Das Kapitel „Kontakte knüpfen mit einer Moscheegemeinde“ gibt Hinweise für den Aufbau von Beziehungen.

Auch kritische Fragen werden nicht ausgespart. Voraussetzung für eine „gesellschaftlich bedeutsame und öffentlich wahrgenommene Zusammenarbeit“ sei, dass alle Beteiligten die Menschenrechte, das Grundgesetz und das Gewaltmonopol des weltanschaulich neutralen Rechtsstaats anerkennen, heißt es. Das bedeute jedoch nicht, dass dies bei christlich-muslimischen Begegnungen auf lokaler Ebene bereits vorab eingefordert werden müsse. Auch Christen werde schließlich keine Distanzierung von Kreuzzügen, Ketzerverbrennungen und Missbrauchsskandalen abverlangt.

Die Orientierungshilfe soll laut Goetze auch bundesweit in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) genutzt werden können. (epd/mig) Aktuell Panorama

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  1. A.F:B. sagt:

    Im Islam haben wir kein „Zuckerfest“, sondern das heißt „Fest des Fastenbrechens“; „Zuckerfest“ ist allenfalls eine schlechte Übersetzung aus dem Türkischen.