Studie

Migration kann demografische Lücke nicht füllen

Deutschland erlebt einer aktuellen Studie zufolge Dank Einwanderung ein demografisches Zwischenhoch. Die Herausforderungen des demografischen Wandels sind damit aber nicht verschwunden, sondern stehen bevor. Migration kann die entstehende Lücke nicht schließen.

Dienstag, 09.04.2019, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Dank Einwanderung und leicht gestiegener Kinderzahlen ist die Einwohnerzahl in Deutschland entgegen früherer Voraussagen mit rund 83 Millionen auf eine neue Rekordmarke geklettert. Auch in den nächsten Jahren dürfte die Bevölkerung laut der neuen Prognose kaum schrumpfen und 2035 bei etwa 82,3 Millionen Menschen liegen.

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„Allerdings verschärfen sich in Deutschland die regionalen Verwerfungen zwischen den prosperierenden Großstädten und den entlegenen, strukturschwachen Regionen,“ sagt Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Das Institut hat die demografische Lage der Nation untersucht und eine regionale Bevölkerungsprognose für alle 401 Kreise und kreisfreien Städte berechnen lassen.

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In allen fünf ostdeutschen Flächenländern werden der Prognose zufolge die Bevölkerungszahlen bis 2035 zurückgehen – am stärksten mit fast 16 Prozent in Sachsen-Anhalt. Weite Regionen zwischen Rügen und dem Erzgebirge werden mehr als jeden fünften Einwohner verlieren.

Migration kann Lücke nicht füllen

Die Alterung der Gesellschaft führt dazu, dass im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße 2035 auf eine Geburt vier Beerdigungen kommen dürften. Die entstehenden Lücken seien auch mit Migration aus anderen Ländern nicht zu füllen. „Denn dafür wären Zuwanderungszahlen notwendig, die fern jeder politischen Realität liegen“, heißt es in der Studie. Zudem sei fraglich, warum Menschen aus anderen Ländern ausgerechnet dorthin ziehen sollten, wo schon die Einheimischen immer weniger Existenzmöglichkeiten sehen.

Gleichzeitig liegt im Osten aber auch die am schnellsten wachsende Stadt der Republik: Leipzig muss bis 2035 ein weiteres Einwohnerplus von rund 16 Prozent verkraften. Zu den wenigen weiteren Leuchttürmen in den fünf ostdeutschen Flächenländern zählen Potsdam, Dresden, Erfurt, Jena, Rostock, Halle und Magdeburg.

Wachstum und Schrumpfung dicht beieinander

„Wachstum und Schrumpfung liegen somit dicht beieinander und beides muss gestaltet werden. Keine leichte Aufgabe für die Politik,“ meint Manuel Slupina, Mitautor der Studie. „In den Wachstumsregionen mangelt es an Wohnraum, Kitas und Schulen. Wo aber die Einwohnerzahlen massiv zurückgehen, sind neue, unkonventionelle Ideen zur Daseinsvorsorge nötig, um die stark gealterte Bevölkerung gut zu versorgen.“

Ein ähnliches Bild wie im Osten zeigt sich in den westlichen Bundesländern, allerdings deutlich weniger ausgeprägt. Die heute schon attraktiven Städte von Hamburg über Frankfurt am Main bis München können sich auf Zugewinne einstellen. Doch vielerorts im Ruhrgebiet und im Saarland, sowie in ländlichen Regionen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, in der Südwestpfalz oder an den Küsten werden die Einwohnerzahlen weiter sinken. (pm/mig) Gesellschaft Leitartikel Studien

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