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3.800 Kilometer in Flipflops

Tausende Migranten aus Mittelamerika auf dem Weg in die USA

Sie wollen in die USA, auf der Flucht vor Gewalt und Elend. Doch die beschwerliche Reise in der Hitze fordert ihren Tribut: Hitzeschläge, Erschöpfung, kranke Kinder. Doch für Inés Hernández gibt es kein Zurück. Von Wolf-Dieter Vogel

Freitag, 26.10.2018, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 29.10.2018, 16:09 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Manche tragen Flipflops, andere geschlossene Plastikschuhe. Nur wenige haben festes Schuhwerk für die Tausenden Kilometer Weg Richtung USA. Mehr als 60 Kilometer haben die Frauen, Männer und Kinder an diesem Tag in Südmexiko hinter sich gebracht – 60 Kilometer, die sie nun ihrem Ziel näher sind. Wer Glück hat, kann ein paar Kilometer auf der Pritsche eines Kleinlasters zurücklegen. Für die anderen bleibt nur der Fußmarsch durch die drückende Hitze. „Es wird nicht einfach, aber mit Gottes Hilfe werden wir ankommen“, sagt Inés Hernández, die wie die meisten hier aus Honduras kommt.

Knapp zwei Wochen ist es her, dass sich die junge Frau in ihrer Heimat einer Gruppe von Migranten anschloss, die mit einer Karawane in die USA gelangen wollen. Etwa 150 Menschen sind damals in der honduranischen Stadt San Pedro Sula losgezogen, inzwischen ist der Zug auf etwa 7.000 Personen angeschwollen. Mehrere Tage mussten sie an der guatemaltekisch-mexikanischen Grenze ausharren, weil ihnen Polizisten gewaltsam den Durchgang verweigerten. Doch dann haben die Beamten weggeschaut, als die Mittelamerikaner mit Booten den Grenzfluss Rio Suchiate überquerten.

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Ihr Hab und Gut tragen sie in kleinen Rucksäcken oder schieben es in Einkaufswagen vor sich her. Seit einigen Tagen zieht die Karawane durch den Bundesstaat Chiapas Richtung Norden, von der grenznahen Stadt Tapachula über Huixtla nach Mapastepec. Dort hat sie an diesem Abend nach dem langen Marsch Halt gemacht.

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Keine Zukunft

„In Honduras habe ich keine Zukunft“, erklärt Inés Hernández. Sie hätte gerne studiert. Doch sie musste die Schule nach der neunten Klasse verlassen, um Geld zu verdienen. „Es gibt praktisch keine Arbeit, aber selbst wenn du arbeitest, reicht das nicht, um Miete, Strom und Essen zu bezahlen.“ Ihr frisch gewaschenes buntes T-Shirt und die saubere Jeans lassen die schwierigen Bedingungen der Reise nicht erahnen: Abends durchweicht der tropische Regen die Kartons, auf denen die junge Frau schläft, tagsüber spenden die notdürftig aufgespannten Plastikplanen kaum Schatten. Und dazu kommt der Schmerz, weil sie ihre Familie verlassen musste. Doch ein Zurück gibt es nicht. Hernández will in den USA arbeiten und ihre Angehörigen unterstützen.

Auch José Fuentes hat seinem Land nicht freiwillig den Rücken gekehrt. Die ständig zunehmende Gewalt zwang den Honduraner zur Flucht. „Zweimal haben Kriminelle versucht, mich zu ermorden“, berichtet der Mittfünfziger. „Wenn ich geblieben wäre, wäre ich vielleicht schon tot.“ Andere haben sich der Karawane angeschlossen, um zu verhindern, dass ihre Kinder den Banden zum Opfer fallen oder sich den Verbrechern anschließen. Viele von ihnen könnten nach Einschätzung des UN-Flüchtlingswerks UNHCR Asyl beantragen, erklärte jüngst ein Sprecher der Organisation in Genf.

Hitzeschläge, Erschöpfung, kranke Kinder

Aber werden José Fuentes und Inés Hernández tatsächlich bis zur US-Grenze kommen? Mehr als 3.000 Kilometer müssen sie noch überwinden. Doch schon jetzt hat die beschwerliche Reise bei vielen ihre Spuren hinterlassen: Kleinkinder werden krank, Erwachsene liegen oft erschöpft im Schatten und behandeln die Blasen an ihren Füßen. Viele Migranten erleiden Hitzschläge. In den vergangenen Tagen haben sich bereits Dutzende Migranten von der Karawane getrennt und mit Unterstützung der mexikanischen Behörden auf den Rückweg nach Honduras gemacht.

„Ja, zugegeben, es ist ein verdammt langer Weg bis in die USA“, räumt Irineo Mujíca von der Unterstützergruppe „Pueblo sin Fronteras“ (Volk ohne Grenzen) ein. Während die meisten Migranten davon überzeugt sind, dass sie ihren amerikanischen Traum verwirklichen werden, ist er zurückhaltend. „Wir hätten schon viel erreicht, wenn die mexikanischen Behörden den Migranten ein Dokument ausstellen würden, mit dem sie sich hier ein Jahr lang frei bewegen können.“ Das würde Freiraum schaffen, um individuell Richtung USA weiterzuziehen. Und dann?

Trump erteilt Schießbefehl

US-Präsident Donald Trump hat mehrfach unmissverständlich gesagt, was er von der Karawane hält. Viele der Migranten seien Kriminelle, ließ er wissen und kündigte an, Soldaten an den Grenzfluss Rio Bravo zu schicken. „Sie werden nicht illegal ins Land kommen.“

Die Migranten lassen sich davon nicht die Stimmung verderben. Sie hoffen, dass sich der US-Präsident doch noch erweichen lässt. Trotz eines tropischen Regenschauers feiern sie am Abend auf dem zentralen Platz von Mapastepec. Bewohner und die Stadtverwaltung haben für Essen gesorgt, Freiwillige verteilen Trinkwasser. Gegen 22 Uhr kehrt Ruhe ein. Denn nur wenige Stunden später, lange bevor die Sonne aufgeht, geht es weiter. Dann machen sie sich wieder auf den beschwerlichen Weg, um ihrem Ziel ein kleines Stück näher zu kommen. (epd/mig) Aktuell Ausland

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  1. wolfgang fubel sagt:

    Es ist schon Makaber das sich Tausende dieser Bedauernswerten Menschen ausgerechnet nach den USA auf den Weg machen, Ausgerechnet diese USA die federführend für die Katastropalen Verhältnisse in Ihren Ländern in Südamerika verantwortlich sind! Das Sie sich in Ihrer Unwissenheit freuen Dort vieleicht ein Besseres Leben zu finden, nicht Ahnend, das Sie dort auch nur ausgebeutet werden, wenn Sie denn Arbeit finden sollten! Wie Verzweifelt müssen diese Menschen sein, wenn Sie Das
    ignorieren.
    Die Amerikaner sind gerade dabei sich selbst zu zuzerlegen.