Aquarius, Rettungsschiff, Flüchtlinge, Mittelmeer, SOS Mediterranee
Das Rettungsschiff "Aquarius"

Handlungsunfähig

Seenotretter fordern deutsche Flagge für „Aquarius“

Bisher hat die Crew des Rettungsschiffs "Aquarius 2" im zentralen Mittelmeer fast 30.000 Flüchtlinge vor dem Ertrinken bewahrt. Doch politische Manöver Italiens hindern das Boot derzeit an weiteren Rettungseinsätzen. Seit Anfang Januar sind im Mittelmeer rund 1.600 Flüchtlinge ums Leben gekommen.

Dienstag, 09.10.2018, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 10.10.2018, 16:48 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die europäische Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée hat die Bundesregierung aufgefordert, das Rettungsschiff „Aquarius 2“ unter deutsche Flagge zu stellen. Aktuell drohe der „Aquarius“ der Entzug der Flagge durch Panama, sagte die Sprecherin der Organisation, Jana Ciernioch, am Montag in Bremen und fügte hinzu: „Ohne Flagge können wir nicht retten.“ Derzeit sei das Schiff in Marseille. „Bis zur Klärung des Flaggenstatus ist die Crew an Bord zur Handlungsunfähigkeit gezwungen.“

Das 77 Meter lange ehemalige Cuxhavener Fischerei-Schutzboot war Anfang Februar 2016 von Bremerhaven aus ins Mittelmeer aufgebrochen, um dort Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. In mehr als 230 Einsätzen seien bisher knapp 30.000 Migranten gerettet worden, bilanzierte Ciernioch. Darunter seien viele Menschen aus Westafrika sowie aus Eritrea, Somalia, dem Sudan und Äthiopien, aber auch aus Pakistan und aus Bangladesch.

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Im August sei der „Aquarius“ auf Druck Englands bereits die Flagge von Gibraltar entzogen worden, berichtete der Bremer Schiffseigner Christoph Hempel. Nun drohe das Gleiche mit der panamaischen Flagge zu geschehen – auf politischen und wirtschaftlichen Druck Italiens, das keine Flüchtlinge mehr bei sich anlanden lassen wolle. Laut Hempel gibt es derzeit in der Schweiz, in Luxemburg und in Venezuela Gespräche darüber, ob sie die „Aquarius“ registrieren.

Verfehlte EU-Flüchtlingspolitik

Mit dem Entzug der Flagge solle SOS Méditerranée daran gehindert werden, Flüchtlinge aus dem Meer zu retten, obwohl es dazu eine seerechtliche Verpflichtung gebe, sagte Jana Ciernioch. Überdies sollten die zivilen Seenotrettungsorganisationen als Zeugen einer völlig verfehlten Flüchtlingspolitik der EU auf dem Mittelmeer aus dem Weg geräumt werden.

Reeder Hempel steht nach wie vor hinter den Rettungseinsätzen. Er hatte schon im Juli betont, dass laut internationalem Recht jeder Mensch in Seenot gerettet werden müssen. Die Hilfsorganisationen „Ärzte ohne Grenzen“ und „SOS Méditerranée“ haben die „Aquarius“ von der Bremer Reederei gechartert.

1.600 Menschen gestorben

Hempel berichtete von Reederkollegen, die ihre Schiffe mehrtägige Umwege fahren lassen, um Flüchtlingen auszuweichen, die sie sonst retten müssten. Auf diese Weise sollten Schwierigkeiten und Kosten vermieden werden.

Anfang Oktober hatte sich auch der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher dafür eingesetzt, die „Aquarius“ unter deutsche Flagge zu stellen. Es sei untragbar, dass im Mittelmeer ertrinkenden Menschen jegliche Unterstützung entzogen werde. Nach UN-Angaben sind seit Anfang Januar rund 1.600 Flüchtlinge bei der Fahrt über das Mittelmeer ums Leben gekommen. Die meisten Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa wollen, werden von kriminellen Schleppern auf nicht seetauglichen Booten an die europäischen Küsten geschleust. (epd/mig) Aktuell Panorama

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